Betreuung demenzerkrankter Angehöriger zu Hause

Häusliche Pflege bei Demenz – Herausforderungen und Tipps
Der Alltag mit einem demenzerkrankten Angehörigen zu Hause stellt Familienmitglieder oft vor eine große Herausforderung. Ein vertrauter Mensch verändert sich allmählich und benötigt zunehmend Unterstützung bei alltäglichen Verrichtungen, der Tagesstrukturierung und der Körperpflege. Die Fürsorge, die Angehörige von demenzerkrankten Menschen zu Hause in großem Umfang erbringen, geht häufig mit körperlichen und emotionalen Belastungen einher. Denn eine Demenzerkrankung ist ein komplexes Geschehen, das mit der Zeit alle Lebensbereiche betrifft.
Was versteht man unter Demenz?
Unter Demenzerkrankungen versteht man allgemein eine chronische und in der Regel auch fortschreitende Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer Gehirnfunktionen. Betroffen sind das Gedächtnis, das Denken, die Orientierung, die Auffassung, das Rechenvermögen, die Lernfähigkeit, die Sprache und das Urteilsvermögen. Eine Bewusstseinstrübung besteht nicht. Die kognitiven Beeinträchtigungen gehen gewöhnlich mit Veränderungen des sozialen Verhaltens, des Auslebens von Emotionen und Gefühlen sowie der Motivation einher.
Demenzerkrankungen werden in primäre Demenzformen, die direkt im Gehirn entstehen, und sekundäre Demenzformen, die als Folge einer anderen Erkrankung auftreten, eingeteilt. Zu den häufigeren primären Demenzformen gehören die Demenz vom Alzheimer Typ, wie Morbus Alzheimer, und vaskuläre Demenzen. Weniger verbreitete Formen sind die frontotemporale Demenz, auch Morbus Pick genannt und die Lewy-Körperchen Demenz. Krankheiten, die eine sekundäre Demenz hervorrufen können, sind unter anderem Morbus Parkinson, chronischer langjähriger Alkoholabusus, Vergiftungen, Schädel-Hirn-Traumata oder schwere Leber- und Nierenerkrankungen.
Empfehlenswert ist eine Diagnostik durch einen auf Demenz spezialisierten Facharzt oder noch besser in einer sogenannten Memory-Klinik oder Gedächtnisambulanz.
Hier finden Sie eine Gedächtnisambulanz in Ihrer Nähe
Kommunikation mit Demenzerkrankten in der häuslichen Betreuung
Häufig zeigt sich eine beginnende Demenz am veränderten Kommunikationsverhalten der betroffenen Person. Längere Zeit bestehende Gedächtnislücken und Wortfindungsstörungen sind oft erste Anzeichen. Gleichzeitig oder auch im späteren Verlauf zeigen sich meist Veränderungen im Gefühlsleben. Der demenzerkrankte Mensch ist möglicherweise ängstlich, unruhig, weint viel und möchte nicht mehr alleine sein. Er zeigt sich reizbar bis wütend und ist für Argumente von Bezugspersonen unzugänglich. Auch Antriebslosigkeit und Apathie können Hinweise auf eine Demenzerkrankung sein.
Angehörige – oft Partner oder Partnerinnen sowie Kinder – stehen diesen Veränderungen anfangs oft hilflos gegenüber. Was tun, wenn der Partner oder die Partnerin nicht mehr alleine sein kann, 20 Mal das Gleiche fragt, keine Fremden mehr erkennt oder aus scheinbar nichtigen Gründen wütend wird? Wie umgehen mit Angst und Unruhe, Tränen oder vermeintlichem Starrsinn?
12 Tipps für die Kommunikation mit Demenzerkrankten
1. Wissen und Aufklärung über Demenz sorgt für Verständnis
Zunächst ist es immer hilfreich, die Symptome einer Demenzerkrankung zu kennen. Das Verhalten von Menschen mit Demenz steht in engem Zusammenhang mit der Krankheit. Informationen von Fachgesellschaften wie die Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. sowie eine Pflegeberatung und Kurse für pflegende Angehörige können für Aufklärung sorgen. So kann zumindest ein zunehmendes Verständnis für die Erkrankung und damit auch für das Verhalten des Betroffenen entstehen.
2. Validierende Gesprächsweise
Ein weiterer wichtiger grundsätzlicher Ansatz in der Kommunikation mit Demenzerkrankten ist eine validierende Gesprächsweise. Der Begriff Validation wurde von der deutsch-amerikanischen Gerontologin Naomi Feil geprägt und bedeutet so viel wie „die subjektive Wirklichkeit des Betroffenen für wahr halten, ohne sie zu hinterfragen oder zu korrigieren“. Viele Angehörige und Betreuende von Demenzerkrankten tun dies ganz intuitiv, da sie merken, dass die Kommunikation so besser gelingt. Je nach Stadium der Demenz verändert sich die Wahrnehmung der betroffenen Person. Diese lebt dann zunehmend in ihrer "eigenen Welt". Wenn Angehörige verstehen und akzeptieren können, dass der Menschen mit Demenz sich nicht mehr an unserer Wirklichkeit orientieren können, desto leichter ist es, das Zusammenleben zufriedenstellend zu gestalten.
Zu einer validierenden Gesprächsweise gehört auch das empathische Eingehen auf die Gefühle der betroffenen Person. Validation bedeutet, das innere Erleben und die Gefühlswelt von Menschen mit Demenz als echt und berechtigt anzuerkennen. Man geht davon aus, dass im Rahmen einer Demenzerkrankung möglicherweise alte und ungelöste Lebenskonflikte, Traumata und unerfüllte Bedürfnisse an die Oberfläche kommen und sich in scheinbar unerklärlichem Verhalten und Gefühlsleben äußern.
Im Podcast „Pflegefaktisch“ sprechen unsere Autorin Maria Liehr von Mecasa und Francesca Warnecke über den wichtigen Expertenstandard zur Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz.
- Sprechen Sie in einfachen kurzen Sätzen, langsam, deutlich und mit den gewohnten Worten. Warten Sie dann, ob die betroffene Person es verstanden hat und geben Sie ihr ausreichend Zeit zum Antworten
- Sprechen Sie wenn möglich in der Muttersprache bzw. dem Dialekt / der Mundart der demenzerkrankten Person.
- Achten Sie bei eingeschränktem Hör- und Sehvermögen auf passende Hör- und Sehhilfen für Ihren Angehörigen / Ihre Angehörige.
- Nehmen Sie beim Gespräch immer Blickkontakt auf und sprechen Sie sowohl körperlich als auch sprachlich auf Augenhöhe mit Ihrem demenzerkrankten Gesprächspartner.
- Nonverbale Kommunikation bewusst einsetzen: Eine freundliche, zugewandte Mimik und Körpersprache können oft viele Worte ersetzen.
- Anschuldigungen und Vorwürfe möglichst überhören, sie sind oft Ausdruck von Frustration und Hilflosigkeit. Hier hilft es, Verständnis zu zeigen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
- Zeigen Sie Ihre demenzerkrankten Angehörigen in Gesprächen immer wieder Ihre Wertschätzung. Ein herzliches Lächeln kann eine demenzerkrankte Person auch im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit zurückgeben.
- Heben Sie gerne lobend hervor, was die demenzerkrankte Person noch alles kann. Das gibt Ihrem Gegenüber ein positives Gefühl.
- Bauen und pflegen Sie eine vertraute Beziehung zu Ihrem demenzerkrankten Angehörigen: Eine zuverlässige Bindung an Bezugspersonen gibt der demenzerkrankten Person Sicherheit und damit Ruhe und Entspannung. Für enge Bezugspersonen kann es schwierig sein, zu akzeptieren, dass sich die Beziehung verändert. Dennoch lohnt es sich, diesen Weg zu gehen.
- Selbstfürsorge: Die Betreuung eines Demenzerkrankten zu Hause kann sehr fordernd und anstrengend sein kann. Das dürfen Sie sich eingestehen. Schaffen Sie ausreichend Pausenzeiten für sich selbst und holen Sie sich rechtzeitig professionelle Hilfe bevor Sie selbst ausbrennen. Nutzen Sie die speziellen Beratungs- und Unterstützungsangebote für Angehörige von Demenzerkrankten, um einer Überlastung vorzubeugen.
In unserem Ratgeber Kommunikation mit Demenzerkrankten behandeln wir das Thema noch ausführlicher.
Orientierungsschwierigkeiten bei Demenz: Empfehlungen für die häusliche Betreuung
Orientierungsschwierigkeiten sind ein zentrales Symptom im Rahmen einer Demenzerkrankung. Im fachlichen Kontext unterscheidet man hier örtliche Orientierung, zeitliche Orientierung, situative Orientierung und die Orientierung zur Person.
Örtliche Orientierungsstörungen
Zu Beginn einer Demenzerkrankung zeigen sich örtliche Orientierungsschwierigkeiten meist außer Haus. Das Zurechtfinden in einer neuen Umgebung wird unmöglich, im späteren Verlauf kann es vorkommen, dass der Heimweg vom Einkaufen oder dem Besuch von Freunden nicht mehr gefunden wird. Die eigentlich bekannte Umgebung wird als fremd wahrgenommen. Manche Betroffene vermeiden in diesem Stadium das Verlassen des Hauses oder der Wohnung ohne Begleitung, andere müssen immer wieder gesucht und heimgebracht werden. In fortgeschrittenen Stadien wird manchmal auch die eigene Wohnung nicht mehr als solche erkannt. Innerhalb der eigenen Wohnung finden sich die meisten Demenzerkrankten noch sehr lange selbstständig zurecht. Es sollte jedoch auf eine gute Beleuchtung in allen Räumen geachtet werden.
Gelegentlich zeigt sich bei Demenzerkrankten eine sogenannte Hinlauftendenz, das heißt der Drang, immer wieder einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Person aufzusuchen. Dabei kann es sich auch um Personen oder Orte aus der Vergangenheit handeln. Manchmal werden vorher auch Taschen und Koffer gepackt, um das aus Sicht der betroffenen Person Notwendige mitzunehmen.
Empfohlene technische Hilfsmittel
Es gibt technische Hilfsmittel, die für mehr Sicherheit im Alltag von Menschen mit Demenz und Hinlauftendenz sorgen können. Dazu gehören beispielsweise GPS-Tracker, die an der Kleidung oder dem Rollator befestigt werden. Hierdurch lässt sich im Notfall der Aufenthaltsort einer demenzerkrankten Person ermitteln.
Zeitliche Orientierungsstörungen
Unter zeitlichen Orientierungsstörungen versteht man die mangelnde Orientierung zur Uhrzeit, Tageszeit, der Jahreszeit und/oder auch der Lebensepoche.
Menschen mit Demenz verlieren häufig im Verlauf der Erkrankung das Gefühl für die Zeit. Während es für manche unwichtig ist, wie spät es ist oder welches Datum heute ist, leiden andere Betroffene sehr darunter, nicht zu wissen, welcher Tag heute ist.
In diesem Zusammenhang ist auch die sogenannte Tag-Nacht-Umkehr zu nennen. Nicht selten werden Demenzerkrankte immer häufiger nachts wach und schlafen dafür vermehrt am Tag. Der sogenannte "zirkadiane Rhythmus" von Schlafen und Wachen kommt ins Ungleichgewicht. Dies ist eine extreme Belastung für pflegende Angehörige in der Demenzbetreuung zu Hause.
Einige Demenzerkrankte leben in ihrer Wahrnehmung phasenweise auch in anderen Lebensphasen. So verspüren sie beispielsweise einen starken Drang, ihre Kinder zu versorgen, zur Schule zu gehen oder ihren Arbeitsplatz aufzusuchen.
Diese Maßnahmen können nützlich sein, um die zeitliche Orientierung zu unterstützen:
- In Frühstadien von Demenzen, in denen viele Betroffene sehr unter ihren Orientierungsstörungen leiden, sind gut sichtbare Uhren und sprechende Wecker, die auch das Datum und den Wochentag anzeigen, sowie übersichtliche Tageskalender eine wertvolle Unterstützung.
- Sehr empfehlenswert ist eine gleichbleibende Tages- und Wochenstruktur, an der sich Menschen mit Demenz orientieren können. Das bedeutet, immer ungefähr zur gleichen Zeit die Mahlzeiten einzunehmen, die Körperpflege durchzuführen, das Mittagessen vorzubereiten, einen Spaziergang zu machen oder ein Mittagsschläfchen zu halten.Auch im Wochenverlauf sollten beispielsweise der Besuch einer ambulanten Pflegekraft, der Wochenmarkt, die Demenzgruppe oder die Tagespflege regelmäßig am selben Tag und zur selben Uhrzeit eingeplant werden.
- Wenn sich der demenzerkrankte Mensch in seiner Wahrnehmung gerade in einer anderen Lebensphase befindet, ist es nicht sinnvoll, ihn an der Wirklichkeit zu orientieren. Ein entspanntes Miteinander gelingt eher, wenn Angehörige diese Wahrnehmung akteptieren und versuchen, die betroffene Person in ihrer eigenen Welt abzuholen.
In unserem weiterführenden Ratgeber "Beschäftigung & soziale Teilhabe von Senioren mit und ohne Demenz" finden pflegende Familienmitglieder tolle Ideen für gemeinsame Unternehmungen.
Situative Orientierungsstörungen
Bei einer situativen Orientierungsstörung kann eine demenzerkrankte Person die aktuelle Situation nicht mehr richtig einordnen. Das heißt, sie erkennt beispielsweise nicht, dass sie sich gerade beim Arzt, beim Einkaufen oder in der Kirche befindet. Hinweise auf eine situative Orientierungsstörung sind wiederholte Fragen wie „Was machen wir hier eigentlich?” oder „Warum fragen Sie mich das alles?”. Situative Orientierungsstörungen treten im Rahmen einer Demenz meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf und gehen in der Regel mit Gedächtnisstörungen und anderen Orientierungsstörungen einher. Auch hier ist vor allem eine personenzentrierte und validierende Kommunikationsweise wichtig, um dem Menschen mit Demenz in seiner Welt zu begegnen.
Orientierungsstörung zur Person
Die Orientierungsstörung zur eigenen Person ist die schwerwiegendste Form der Desorientiertheit. Sie tritt im Rahmen von Demenzen meist erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium auf. Dann kann der demenzerkrankte Mensch keine grundlegenden Angaben mehr zur eigenen Identität machen. Das Wissen um den eigenen Namen, das Alter, den Geburtsort und andere grundlegende biografische Daten sind verloren gegangen. In der Regel geht dies mit einem weitreichenden Verlust der Sprachfähigkeit einher. In dieser Phase der Demenz kann man sich vor allem durch Berührung und liebevolle Zuwendung mit dem an Demenz erkrankten Menschen in Verbindung setzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Orientierungsstörungen in allen Demenzstadien häufig mit Gefühlen von Unsicherheit, Angst und Unruhe bei den Betroffenen verbunden sind. Das zentrale Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit zu erfüllen, stellt daher den wichtigsten Faktor dar, um in der häuslichen Betreuung für alle Beteiligten eine möglichst hohe Lebenszufriedenheit zu erreichen.
Sicherheitsrisiken in der Demenzbetreuung zu Hause
Erkrankt ein nahestehender Angehöriger an Demenz, stehen pflegende und betreuende Bezugspersonen schnell die Frage, wie sich für den demenzerkrankten Menschen ein möglichst sicheres Zuhause gestalten lässt. Welche Risiken sind dabei besonders zu beachten? Zunächst ist es ratsam, sich bewusst zu machen, dass das Leben immer mit gewissen Risiken verbunden ist. Auch an Demenz erkrankte Menschen haben das Recht, sich frei zu bewegen, das Haus zu verlassen und nach ihrem Belieben aktiv zu sein. In diesem Spannungsfeld muss immer wieder neu abgewogen werden, wie sich ein Maximum an Freiheit und gleichzeitig eine größtmögliche Sicherheit und Unfallfreiheit gewährleisten lassen. Dieses stetige Abwägen kann sehr herausfordernd sein und den Anspruch auf eine fachliche Beratung rechtfertigen.
Wir möchten Ihnen im Folgenden einen Überblick über die häufigsten Sicherheitsrisiken in der häuslichen Demenzbetreuung geben und wie Sie diesen vorbeugen können.
Sturzrisiko bei demenzerkrankten Personen
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko zu stürzen aus unterschiedlichen Gründen. Beispielsweise aufgrund von Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder ein Schlaganfall, welche das Gleichgewicht und die Körperbalance beeinträchtigen. Auch Schmerzen, Inkontinenz, Sehschwäche oder Medikamente können das Sturzrisiko erhöhen. Eine Demenzerkrankung geht häufig mit Unruhe, Angst und Unsicherheit einher. Dies beeinträchtigt die Konzentration, Aufmerksamkeit und Vorsicht und erhöht somit das Sturzrisiko. Vor diesem Hintergrund spielt die Sturzprophylaxe in der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle. Anhand der individuellen Risikofaktoren muss sorgfältig überlegt werden, wie Stürze im häuslichen Umfeld bestmöglich verhindert und mögliche Folgen möglichst gering gehalten werden können.
Sturzgefahr vorbeugen – Mögliche Maßnahmen
Körperliche Aktivität
Die wichtigste Maßnahme zur Sturzprophylaxe ist körperliche Aktivität. Im besten Fall ein gezieltes Muskelaufbautraining, sowie Gleichgewichts- und Koordinationsübungen. Viel Bewegung ist nahezu die wichtigste Vorsorge.
Ausreichende Beleuchtung
Im ganzen Haus bzw. in der ganzen Wohnung sollte für ausreichende, möglichst blendfreie Beleuchtung gesorgt werden. Da alte Menschen aus Sparsamkeit dazu neigen, das Licht anzuschalten, empfehlen sich ggf. Bewegungsmelder im Treppenhaus und Keller. Für den Nachttischlampe gibt es sogenannte Touch-Lampen mit Berührungssensorik, die also bei Berührung angehen. Ein Steckdosenlicht kann nachts für einen sicheren Weg zur Toilette sorgen.
Stolperfallen beseitigen
Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, dass alltägliche Gegenstände wie Teppiche und Kabel für Senioren und Menschen mit Demenz schnell zu gefährlichen Stolperfallen werden können. Hier ist eine kritische Überprüfung ratsam. Aber auch zu lange, schlecht sitzende Kleidung oder ein zu lockeres Schuhwerk können zur Stolperfalle werden.
Stand- und Bewegungssicherheit fördern
Ein barrierefreies Bad mit entsprechenden Haltegriffen ist ein wichtiger Bestandteil in jedem Zuhause einer demenzerkrankten Person.
Unbefestigte Gegenstände wie Stehlampen, Handtuchhalter oder Regale, die umfallen können, wenn man sich daran festhält, sollten entfernt werden.
Beidseitige Treppengeländer geben Halt beim Treppensteigen. Leuchtmarkierungen auf den Treppenstufen helfen dabei, diese besser zu erkennen.
Bei Bedarf können Treppen auch abgesperrt werden, um das alleinige Treppensteigen der demenzerkrankten Person zu verhindern.
Glastüren sollten auffällig markiert werden, um ein Dagegenlaufen möglichst zu vermeiden.
Übrigens: Die Pflegekasse bezuschusst wohnumfeldverbessernde Umbaumßnahmen mit bis zu 4.180 Euro pro Maßnahme und Person. In unserem weiterführenden Artikel zum barrierefreien Wohnen im Alter erfahren Sie mehr darüber.
Weitere Haushaltsrisiken sicher vorbeugen
Im Verlauf einer Demenzerkrankung können zunehmende Verwirrtheit und Vergesslichkeit zu Haushaltsrisiken führen, die für die demenzerkrankte Person und andere im Haushalt lebenden Personen gefährlich sein können. Welche das sind und wie man ihnen vorbeugen kann, erfahren Sie hier:
Brandgefahr
Ein vergessener Topf auf dem Herd, ein angelassenes Bügeleisen oder eine unbeaufsichtigte Zigarette können schnell eine ernste Brandgefahr werden. Um vorzusorgen, lassen sich elektrische Geräte mit zusätzlichen, versteckten Hauptschaltern ausstatten, die ein versehentliches Einschalten verhindern. Nach Möglichkeit sollte nur unter Aufsicht geraucht werden. Wenn dies nicht umsetzbar ist und in der Wohnung geraucht wird, sollten in allen Räumen gut sichtbare Aschenbecher bereitstehen. Feuerzeuge und Streichhölzer sollten gegebenenfalls sicher verwahrt werden.
Rauchmelderpflicht
In allen Bundesländern besteht eine Rauchmelderpflicht für Häuser und Wohnungen. Gerade für Menschen mit Demenz sind sie essentiell und können im Ernstfall Leben retten. Prüfen Sie die Rauchmelder regelmäßig per Testknopf auf ihre Funktionsfähigkeit. Nach spätestens zehn Jahren sollten Rauchmelder ausgetauscht werden.
Verbrühungsgefahr
Heißes Wasser in Bad oder Küche birgt ein hohes Risiko für Verbrühungen. Als Schutzmaßnahme sollte die Warmwassertemperatur daher möglichst niedrig eingestellt werden. Zusätzlich kann es auch sinnvoll sein, den Wasserkocher außer Reichweite zu verstauen oder diesen ganz aus dem Haushalt zu entfernen.
Vergiftungen und Verletzungen
Spül- und Putzmittel, Abflussreiniger und alle sonstigen Chemikalien sollten außerhalb der Reichweite einer demenzerkrankten Person aufbewahrt werden, da ein eingeschränkter Geruchs- und Geschmackssinn das Risiko birgt, dass sie diese versehentlich zu sich nehmen. Medikamente sollten ebenfalls sicher weggeschlossen werden. In fortgeschrittenen Demenzstadien muss auch damit gerechnet werden, dass Blätter von Grünpflanzen gegessen werden – potenziell giftige Zimmerpflanzen müssen dann entfernt werden. Hier gilt es, das Risiko immer wieder neu zu bewerten und abzuwägen.
Wasserschäden
Aus der Praxis wissen wir, dass auch ein vergessener, laufender Wasserhahn, aus dem Wasser auf die Abtropffläche läuft, einen größeren Schaden verursachen kann. Wir empfehlen daher, die Schwenkfunktion von Wasserhähnen im Haushalt einer demenzerkrankten Person entsprechend einzuschränken.
Hinlaufgefahr (früher Weglaufgefahr) begegnen
Verlassen desorientierte Menschen mit Demenz immer wieder das Haus oder die Wohnung, um bestimmte Orte oder Menschen aufzusuchen, sind besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Unsere wichtigsten Empfehlungen haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:
1. Notfallausweis
Menschen mit Demenz, die öfter das Haus verlassen, sollten einen möglichst wasserfesten und stabilen “Ausweis” beisich tragen. Darauf sollten wichtige Informationen wie die Wohnanschrift sowie Telefonnummern von Angehörigen und Bezugspersonen notiert sein. Die betroffene Person sollte diesen Ausweis für Notfälle möglichst immer dabei haben. Auf der Webseite der Alzheimer Forschung Initiative e.V. können Sie einen vorgefertigten Notfallausweis herunterladen.
2. Helle Kleidung
Um auch nachts und bei schlechtem Wetter im Straßenverkehr gut gesehen zu werden, empfehlen wir, dass die demenzerkrankte Person helle Kleidung mit reflektierenden Elementen trägt. Das verringert die Unfallgefahr und erleichtert im Ernstfall das Auffinden der Person.
3. Ersatzschlüssel hinterlegen
Um ein versehentliches Ausschließen zu verhindern, sollte außerhalb der Wohnung, am besten auch in der Nachbarschaft, ein Ersatzschlüssel deponiert werden. So kann im Notfall auch schnell Hilfe ins Haus oder in die Wohnung gelangen.
4. „Alarmsysteme” einbauen
Grundsätzlich ist das „Einsperren“ von Menschen mit oder ohne Demenz ohne richterliche Verfügung nicht erlaubt. Eine mögliche Alternative ist es, die Haustür hinter einem Vorhang oder Wandschirm weniger präsent zu machen. Bereits einfache Lösungen können hilfreich sein: Ein Klangspiel an der Haustür kann Angehörigen signalisieren, dass der Mensch mit Demenz das Haus verlässt. Auch Bewegungsmelder, die einen akustischen Alarm auslösen, wenn das Haus verlassen wird, sind eine Möglichkeit. Tritt häufiges Weglaufen mit klarer Eigengefährdung für die demenzerkrankte Person auf, sollte über das Hinzuziehen professioneller Hilfe oder die Unterbringung in einer beschützenden Einrichtung nachgedacht werden.
Sicher Versorgt: Notfall-Leitfaden und Rotkreuzdose
Versorgungs-Leitfaden erstellen
Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sollte auch für den Fall eines Ausfalls der Betreuungsperson vorgesorgt werden. Wir empfehlen Ihnen hierfür einen Versorgungs-Leitfaden mit allen wichtigen Informationen zu erstellen, welche die Pflege und Betreuung des demenzerkrankten Angehörigen betreffen. Folgende Inhalte sind für den Leitfaden empfehlenswert:
Telefonnummern und Adressen: Familienangehörige, weitere Betreuer, Freunde, Nachbarn, Hausarzt, Fachärzte, Notarzt und Krankenhaus.
Tagesablauf: Was sind die üblichen Zeiten zum Aufstehen, Frühstücken, Waschen, Baden, Toilettengang und wie oft?
Kontinenz: Gewohnheiten und Hilfsmittel.
Ernährung: Vorlieben, Abneigungen, Diäten, Allergien, übliche Trinkmenge.
Medikamente: Medikamentenplan mit Besonderheiten.
Fähigkeiten: Was geht alleine, wobei ist Hilfe erforderlich? (z.B. An- und Ausziehen, Waschen, Toilette, Essen und Trinken).
Vorlieben: z.B. Lieblingsbeschäftigung (Hobbys), Lieblingsmusik, Gesprächsthemen.
Schlafgewohnheiten: Übliche Zeit des Zubettgehens. Tagsüber Nickerchen? Nächtliches Umherlaufen? Welche Maßnahmen haben sich dabei bewährt?
Besondere Angewohnheiten: Art und Maßnahmen
Die Rotkreuzdose – Wichtige Informationenfür Rettungskräfte
Ein weiterer wertvoller Tipp, um Rettungskräfte in Notfällen gut zu informieren, ist die sogenannte „Rotkreuzdose”. Diese erhalten Sie beim Deutschen Roten Kreuz. In der Rotkreuzdose werden wichtige Daten für den Rettungsdienst hinterlegt, darunter Diagnosen, Informationen über Medikamente, Herzschrittmacher sowie eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Die Dose wird im Kühlschrank verwahrt. Ein beigelegter Aufkleber wird an der Haustür und am Kühlschrank angebracht. So wissen die Rettungskräfte im Notfall, wo sie die wichtigen Informationen zur Person finden können.
Weitere Informationen zur Rotkreuzdose finden Sie hier: https://www.rotkreuzdose.de/
Schlafstörungen bei Demenz begegnen
Ein weiteres häufiges Phänomen bei Demenzerkrankungen sind Schlafstörungen und Nachtaktivität. Auch Schlafen und Wachen werden vom Gehirn gesteuert – bei einer Demenzerkrankung sind oft bereits früh die verantwortlichen Hirnareale betroffen. Der sogenannte circadiane Rhythmus ist aus dem Gleichgewicht.
Mangelnde Aktivität am Tag, innere Unruhe, Schmerzen, Harndrang oder Nebenwirkungen von Medikamenten können die Problematik zusätzlich verstärken. Hinzu kommt, dass ältere Menschen grundsätzlich ein geringeres Schlafbedürfnis und einen leichteren Schlaf mit weniger Tiefschlafphasen haben.
Vor allem in der häuslichen Betreuung von demenzerkrankten Menschen geraten Angehörige hier oftmals an ihre Grenzen. Nicht selten ist die Nachtaktivität der Grund, der die häusliche Betreuung bei Demenz grundsätzlich infrage stellt. Dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die ausprobiert werden können, um die Schlafqualität für alle Beteiligten zu verbessern:
Ausreichend Aktivität und Tagesstruktur tagsüber schaffen
Schlafen am Tag möglichst vermeiden (mit Ausnahme eines kurzen Mittagsschlafes)
Eine schlaffördernde Umgebung schaffen
Die Abendstunden ruhig ausklingen lassen
Experimentieren Sie mit der Aromaölen: Lavendelöl ist z.B. bekannt für seine beruhigende Wirkung
Wir haben einen ausführlichen Artikel zum Thema Demenz und Schlaf verfasst. Dort erhalten Sie weitere Informationen und Tipps.
Körperpflege in der Demenzbetreuung zu Hause
In der Regel können sich Menschen, die an Demenz erkrankt sind, noch über einen längeren Zeitraum selbst waschen, pflegen und kleiden. Bei hochaltrigen, an Demenz erkrankten Menschen kann es jedoch aufgrund von Bewegungseinschränkungen, Immobilität, Schmerzen oder Sturzgefahr sein, dass sie die Körperpflege gar nicht oder nur teilweise selbstständig verrichten können. Die ersten durch die Erkrankung bedingten Probleme bei der Körperpflege sind oft, dass das Waschen oder Duschen an sich vergessen wird, ebenso das Anziehen frischer Kleidung oder das Umkleiden für die Nacht. Je weiter die Demenz fortschreitet, desto mehr kommt es auch zum Vergessen von aufeinanderfolgenden, kleinschrittigen Handlungsabläufen wie das Auftragen von Zahnpasta auf die Zahnbürste oder das Waschen und Eincremen des Gesichts. Manche Menschen mit Demenz lehnen Hilfestellung bei der Körperpflege generell, phasenweise oder nur von bestimmten Personen ab. Gerade in der ersten Phase einer Demenzerkrankung wird Hilfe in der Regel nur sehr ungern angenommen.

Körperpflege bei demenzerkrankten Personen: Tipps für zu Hause
Die Körperpflege ist eine intime und sehr individuelle Tätigkeit, die Menschen in der Regel ihr ganzes Leben lang selbst verrichten. Hilfe, Unterstützung oder die vollständige Übernahme der Körperpflege stellen einen großen Eingriff in die Privatsphäre und den Intimbereich von Menschen mit Demenz dar. Dies sollten pflegende und betreuende Personen immer im Bewusstsein behalten. Sich sauber und gepflegt zu fühlen, ist für die meisten Menschen ein Grundbedürfnis, das jedoch nur individuell bewertet werden kann. Im Folgenden haben wir unsere wichtigsten Ratschläge für die Körperpflege demenzerkrankter Menschen für Sie zusammengefasst.
1. Selbstständigkeit erhalten
In Anfangsstadien von Demenzerkrankungen reicht es oft aus, die betroffenen Personen einfühlsam und respektvoll an die Körperpflege zu erinnern und diskret frische Kleidung bereitzulegen. Wenn die demenzerkrankte Person mit der Zeit nicht mehr allein im Bad zurechtkommt, empfiehlt sich ein vorsichtiges und behutsames Anbieten von Hilfestellung, beispielsweise beim Rückenwaschen oder Duschen, um die Sturzgefahr zu minimieren. Werden dabei die Schamgrenzen beachtet und die erkrankte Person nicht bloßgestellt, wird diese Hilfe oft gerne angenommen. Im weiteren Verlauf der Krankheit gilt immer: Die betroffene Person sollte so viel wie möglich selbst machen und gegebenenfalls kleinschrittig angeleitet werden. Eine wertschätzende Kommunikation ist dabei besonders wichtig und hilfreich.
2. Gewohnheiten beachten
Nahestehende Angehörige sind in der Regel gut über die Gewohnheiten und Vorlieben des an Demenz erkrankten Menschen bei der Körperpflege informiert. Lieber duschen oder lieber baden? Lieber morgens oder abends? Trocken- oder Nassrasur? Welche Körperpflegeprodukte werden bevorzugt? Welche Produkte werden gerne zur Mundpflege verwendet? etc. Wie in allen Lebensbereichen schaffen auch bei der Körperpflege Routinen und Rhythmen Sicherheit und Wohlbefinden. Wenn Angehörige bei der häuslichen Pflege und Betreuung einer demenzerkrankten Person Unterstützung in Anspruch nehmen – beispielsweise durch eine polnische Betreuungskraft im Rahmen der sog. 24-Stunden-Pflege oder einen ambulanten Pflegedienst – ist es sehr ratsam, auch diese Personen über die Gewohnheiten des Betroffenen bei der Körperpflege zu informieren. So wird die Akzeptanz der Pflege gefördert.
3. Die richtige Kleidung
Die richtige Kleidung für den Menschen mit Demenz ist zunächst einmal die, die er gewohnt ist und tragen möchte. In der Regel können Betroffene noch sehr lange ausdrücken, was ihnen gefällt, und beispielsweise zwischen zwei Oberteilen wählen. Nach Möglichkeit sollten auch Aspekte wie Bequemlichkeit und Sicherheit berücksichtigt werden. Hosen, die sich schnell öffnen und herunterziehen lassen, sind hilfreich für den selbständigen Toilettengang. Passendes, möglichst geschlossenes und rutschfestes Schuhwerk ist ein wichtiger Punkt in der Sturzprophylaxe. Sehr weite Kleidung, mit der die demenzerkrankte Person hängen bleiben kann, ist eher ungünstig. Im Zweifelsfall sollte immer ein Kompromiss gefunden werden, der das Wohlbefinden des Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt stellt.
4. Schamgrenzen wahren – kultursensibel pflegen
Scham kann bei der Körperpflege eine große Rolle spielen und ein Grund dafür sein, dass Unterstützung abgelehnt wird. So lassen sich manche Demenzerkrankte nur von engen Familienangehörigen unterstützen, während andere nur von fremden Menschen. Dies ist sehr individuell und sollte nach Möglichkeit beachtet werden. Das Gleiche gilt für die Pflege von gegengeschlechtlichen Personen. So möchten manche Frauen nicht von Männern gepflegt werden und umgekehrt. Haben Menschen irgendwann in ihrem Leben traumatisierende Erfahrungen in Bezug auf ihre körperliche Unversehrtheit gemacht, kann das im Rahmen einer Demenz zum Vorschein kommen. Auch hier ist eine sehr empathische, einfühlsame Haltung essenziell.
5. Zahn- und Mundhygiene
Wenn möglich und noch eigene Zähne vorhanden sind, sollte der Mensch mit Demenz an eine elektrische Zahnbürste gewöhnt werden (sofern noch nicht geschehen). Sollte er später Unterstützung beim Zähneputzen benötigen, ist dies mit einer elektrischen Zahnbürste leichter möglich. Der jährliche Zahnarztbesuch ist weiterhin Pflicht, auch bei zwei Vollprothese, denn Druckstellen unter den Prothesen können sich unbemerkt entwickeln. Beim Zahnstatus sollte gemeinsam mit dem Zahnarzt berücksichtigt werden, dass in einem späteren Demenzstadium Zahnextraktionen oder sonstige Operationen sehr schwierig werden könnten.
Ernährung bei Demenz: Anregungen für die häusliche Pflege
Im Verlauf einer Demenzerkrankung verändert sich auch das Ess- und Trinkverhalten. Ein Teil der Betroffenen verliert mit der Zeit den Appetit und isst immer weniger, bis sie das Essen schließlich vergessen. Es ist aber auch möglich, dass Betroffene deutlich mehr und ständig essen und überhaupt kein Hunger- oder Sättigungsgefühl mehr verspüren. In fortgeschrittenen Demenzstadien treten zudem häufig Kau- und Schluckstörungen auf. Angehörige können sich von diesen Herausforderungen überfordert fühlen.
Welche Veränderungen im Essverhalten sind bei Demenz möglich?
Zwar ist dies bei jeder betroffenen Person individuell, dennoch lassen sich einige Veränderungen häufiger beobachten:
Verminderter Appetit oder stark vermehrter Appetit: Gerade bei der frontotemporalen Demenz sind Heißhunger und mangelnde Sättigung häufige Symptome.
Vermindertes Durstempfinden: Dies ist im Alter generell ein häufiges Problem. Bei einer Demenzerkrankung kann eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme eine Verwirrtheit noch zusätzlich begünstigen.
Verändertes Geschmacksempfinden: Das ist der Grund, weshalb manche Betroffenen am liebsten nur noch Süßes mögen.
Schluckstörungen in fortgeschrittenen Stadien: Der Schluckprozess erfordert ein sehr komplexes Zusammenspiel von Muskeln und Nerven. Dieses funktioniert bei fortgeschrittener Demenz häufig nicht mehr reibungslos. Schluckstörungen können in Folge zu sogenannten Aspirationspneumonien – also Lungenentzündungen durch eingeatmete Nahrungsbestandteile – führen.
Probleme mit komplexen Abläufen: Zunächst kann der Wocheneinkauf vielleicht nicht mehr selbstständig durchgeführt werden. Später kann selbst die Zubereitung einer Tasse Kaffee oder das Streichen eines Brotes zur Überforderung werden.
Vergesslichkeit: Die Einnahme von Mahlzeiten wird einfach vergessen.
Ruhelosigkeit und leichte Ablenkbarkeit: Betroffene können häufig nicht ruhig am Tisch sitzen und essen. Sie sind durch die geringsten Reize so abgelenkt, dass sie einfach aufstehen und weggehen.

Wie lässt sich die Ernährung bei Menschen mit Demenz zu Hause verbessern?
Zunächst einmal sollten Sie sich immer wieder bewusst machen, dass die Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten krankheitsbedingt sind. Manches lässt sich beeinflussen, anderes wird wahrscheinlich zur „neuen Normalität“. Doch was tun, wenn der Mensch mit Demenz zu wenig isst oder trinkt?
1. Individuelle Ursachen ergründen
Grundlage sollte stets eine Überprüfung der Kau- und gegebenenfalls auch der Schluckfähigkeit sein. Ein Besuch beim Zahnarzt ist hier Pflicht.
Wenn es in der Krankheitsgeschichte einen Schlaganfall gab, sollte auch immer an darauf zurückzuführende Schluckstörungen gedacht werden. Diese zeigen sich oft durch Husten beim oder nach dem Essen, Nachschlucken oder das Vermeiden bestimmter fester oder flüssiger Speisen. In diesem Fall ist eine logopädische Abklärung, Beratung und Behandlung notwendig.
Auch andere Krankheiten oder Medikamente können zu Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme führen. In diesem Fall sind der Hausarzt und gegebenenfalls eine professionelle Pflegefachkraft die richtigen Ansprechpartner.
2. Das anbieten, was schmeckt
Frühere Lieblingsspeisen können nun häufiger auf den Tisch kommen. Geschmacksträger wie Butter, Sahne oder Crème fraîche können jetzt reichlich verwendet werden. Die Speisen sollten gegebenenfalls intensiver gewürzt werden. Es kann hilfreich sein, mehr Süßspeisen zuzubereiten. Wenn dem Betroffenen das Essen nicht schmeckt, sollte das Speisenangebot angepasst werden. Es empfiehlt sich, immer wieder auszuprobieren, was dem Menschen mit Demenz gut schmeckt.
3. Kalorien- und Eiweißaufnahme erhöhen
Bieten Sie kleine, kalorienreiche und eiweißhaltige Mahlzeiten nach persönlicher Vorliebe an. Wie wäre es zum Frühstück mit einem Rührei und Speck, einem Magerquark mit Leinöl und Beeren, oder einem leckeren Smoothie mit Nussmus? Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es lohnt sich, immer wieder neue Speisen auszuprobieren, da sich durch die Demenzerkrankung der Geschmackssinn verändert.
4. Möglichkeiten bei Ruhelosigkeit und Unkonzentriertheit
Um Ablenkung, die bei einer Demenzerkrankung schon durch Kleinigkeiten möglich ist, zu vermeiden, sollten die Mahlzeiten in einer ruhigen Umgebung eingenommen werden.
Leise Musik im Hintergrund kann beruhigend wirken.
Eine einfarbige Tischdecke und unifarbenes Geschirr können ebenfalls hilfreich sein.
Vor dem Demenzerkrankten sollte immer nur ein Gericht stehen, also beispielsweise erst der Salat, dann das Hauptgericht und schließlich der Nachtisch.
Sehr empfehlenswert ist es, wenn eine Vertrauensperson mit am Tisch sitzt und den Menschen mit Demenz während der Nahrungsaufnahme ruhig und verständnisvoll unterstützt, indem sie ihn immer wieder zum Essen und Bleiben einlädt.
5. Unterstützung bei der Zubereitung und Einnahme von Mahlzeiten
- Kann der Mensch mit Demenz seine Mahlzeiten nicht mehr selbst zubereiten und ist frisches Kochen nicht oder nicht immer möglich, können Lieferdienste und Tiefkühlprodukte eine Lösung sein.
- Sorgen Sie – wenn möglich – für Gesellschaft beim Essen, denn alleine schmeckt ein Essen lange nicht so gut.
- Manchen Demenzerkrankten hilft es, wenn kleine Snacks oder Obst in Sichtweite aufgestellt werden, sodass sie zugreifen können, wenn sie möchten.
- Im weiteren Verlauf einer Demenzerkrankung verlieren die Betroffenen die Fähigkeit, selbstständig zu essen und zu trinken. Zunächst essen sie eventuell vermehrt mit den Händen, später greifen viele gar nicht mehr aktiv zu. Ab diesem Stadium muss ihnen Essen und Trinken angereicht werden.
6. Trinkmenge erhöhen
- Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist unter anderem wichtig, um einer verstärkten Verwirrtheit im Rahmen einer Demenzerkrankung vorzubeugen. Auch hierbei sollte man sich an der individuellen Situation des Betroffenen orientieren:
- Im Anfangsstadium ist es meist ausreichend, die Tagesmenge an Flüssigkeit in Flaschen bereitzustellen und die Person mit Demenz regelmäßig an das Trinken zu erinnern.
- Im späteren Verlauf muss die Flüssigkeit vermehrt angereicht werden. Das gemeinsame Trinken und „Zuprosten“ kann sich positiv auf das Trinkverhalten auswirken.
- Reichen Sie der betroffenen Person gerne ihre Lieblingsgetränke. Auch wechselnde Geschmacksrichtungen von Schorlen oder Tees können hilfreich sein, um die Trinkmenge zu erhöhen.
- Besteht eine Schluckstörung, kann es erforderlich sein, Getränke und Suppen anzudicken. Dies gelingt mit einem speziellen Andickungspulver aus der Apotheke. So können Menschen mit Schluckstörungen Flüssigkeiten sicherer zu sich nehmen.
Abschließend ist anzumerken, dass bei allen Bemühungen um eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme das Wohlbefinden des Menschen mit Demenz im Mittelpunkt steht. Wenn alle vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, muss eine Ablehnung ab einem gewissen Punkt auch akzeptiert werden.
Lesen Sie für weitere Informationen unseren Artikel: Wenn Senioren zu wenig trinken: Ursachen, Risiken und Tipps
Was tun, wenn ein Mensch mit Demenz kein Sättigungsgefühl hat?
Diese Herausforderung tritt deutlich seltener auf und betrifft vor allem die seltene Demenz vom frontotemporalen Typ oder eine vaskuläre Demenz nach einem Schlaganfall. Hier gilt es, individuell abzuwägen und auszuprobieren, welche Maßnahmen zu einer geringeren Nahrungsaufnahme führen:
- Mit kleinen Portionen starten und gegebenenfalls einen Nachschlag geben.
- Vermehrt Nahrungsmittel mit geringem Kaloriengehalt wie Gemüse, Rohkost, fettarme Milchprodukte anbieten.
- Benutztes Geschirr nach dem Essen auf dem Tisch stehen lassen – dies kann als visuelle Erinnerung dienen, dass bereits gegessen wurde.
- Auf eine ausreichende Trinkmenge achten, da manchmal Hunger mit Durst verwechselt wird.
- Wenn möglich, sollte nach dem Essen eine abwechslungsreiche Aktivität außerhalb des Raumes, in dem die Mahlzeit eingenommen wurde, angeboten werden.
- Lebensmittel aus den gewohnten Schränken entfernen und diese stattdessen mit neutralen Dingen, wie Bettwäsche oder Handtüchern füllen.
- Giftige Dinge wie Waschmitteltabs oder Putzmittel, die leicht mit süßen Speisen oder Getränken verwechselt werden können, sollten unbedingt weggeschlossen werden.
Verzichten Sie auf Diskussionen oder Streit. Begegnen Sie dem Menschen mit Demenz stattdessen mit einer validierenden, wertschätzenden Haltung. Gibt die betroffene Person an, Hunger zu haben, obwohl sie gerade gegessen hat, ist es besser, nicht zu widersprechen, sondern lieber noch einen kleinen Snack anzubieten.
Demenz und Inkontinenz
Eine Inkontinenz, also der unwillkürliche Verlust von Urin und/oder Stuhl, betrifft die meisten Menschen im Verlauf einer Demenzerkrankung. Da es im Zuge einer Demenz zur Degeneration von Nervenzellen kommt, sind auch die Funktionen der Harnblase und später auch die der Stuhlentleerung betroffen. In der Regel kommt es zuerst zu einer sogenannten funktionellen Inkontinenz. Das bedeutet, dass die Steuerung der Blasenentleerung noch vollständig intakt ist, die betroffene Person die Toilette jedoch beispielsweise nicht rechtzeitig finden oder sich nicht schnell genug entkleiden kann. In der Regel finden Demenzerkrankte die Toilette in den eigenen vier Wänden noch sehr lange. In unbekannter Umgebung kann dies jedoch bereits im Anfangsstadium zum Problem werden.
Weiterführende Informationen rund um das Thema Inkontinenz erhalten Sie in unserem Artikel Inkontinenz: Bedeutung, Ursachen, Formen & Hilfe.
Tipps bei Demenz mit Inkontinenz
- Warme und gut beleuchtete Toilette in der eigenen Wohnung.
- Beleuchtung mittels Bewegungssensor, um die Toilette nachts besser zu finden.
- Bei Bedarf, Anbringung von Haltegriffen an der Wand neben der Toilette.
- Bei Bedarf, Toilettensitzerhöhung (durch den Arzt verordnungsfähig).
- Kennzeichnung der Toilettentüre, zum Beispiel mit “WC”.
- Bei der Wahl der Kleidung darauf achten, dass diese leicht geöffnet und schnell heruntergezogen werden kann.
- Bei Aktivitäten außer Haus gegebenenfalls aktiv auf vorhandene Toiletten hinweisen.
- Aufsaugende Hilfsmittel verwenden und gut sichtbar bereitlegen:
Als aufsaugende Hilfsmittel empfehlen sich für Menschen mit Demenz, die noch selbstständig die Toilette aufsuchen können, sogenannte “Mobil-Hosen” oder “mobile Pants”, die wie Unterhosen getragen werden können und einen zusätzlichen, diskreten Schutz vor Auslaufen bieten. - Eine ausreichende Trinkmenge, gleichmäßig über den Tag verteilt, fördert die Kontinenz.
- Auf Harnwegsinfekte (sogenannte Blasenentzündungen) achten:
Im schlimmsten Fall können diese unbehandelt zu einem Delir mit akuter Verwirrtheit und/oder einer aufsteigenden Infektion des Urogenitaltraktes führen und damit eine Blutvergiftung (Urosepsis) auslösen.
Hinweis: Blasenentzündungen machen sich im Rahmen einer Demenz nicht unbedingt durch die klassischen Schmerzen und häufigen Toilettengänge bemerkbar. Erste Anzeichen können auch eine zunehmende Verwirrtheit oder verstärkte Inkontinenz sein.
Geht der Mensch mit Demenz nicht mehr selbständig auf die Toilette, bzw. verspürt er keinen Harndrang, empfiehlt sich ein sogenanntes "Toilettentraining". Das bedeutet, in individuellen Abständen initiiert der Angehörige oder eine Betreuungskraft einen Toilettengang und hilft gegebenenfalls auch bei der Durchführung. So kann eine Kontinenz auch im fortgeschrittenen Stadium noch lange erhalten werden.
Bei manchen Formen der Inkontinenz, wie der Überlaufinkontinenz, ist eine Behandlung durch einen Facharzt, in diesem Fall einen Urologen, zwingend erforderlich. Grundsätzlich empfiehlt sich aber immer eine Abklärung der Inkontinenz durch einen Facharzt.
Gut zu wissen: Inkontinenzhilfen sind Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, benötigen Sie jedoch eine ärztliche Verordnung. Bei Ihrer Krankenkasse können Sie einen entsprechenden Vertragspartner erfragen, bei dem Sie die Inkontinenzhilfen bestellen können.
In unserem Ratgeber erhalten Sie weiterführende Informationen zu Pflegehilfsmitteln und wie Sie diese beantragen können.
Unterstützung bei der Demenzbetreuung zu Hause
Ob und wann externe Hilfe sinnvoll ist, hängt individuell von den familiären Ressourcen und dem Krankheitsverlauf ab. Dennoch lohnt es sich, frühzeitig Unterstützung hinzuzuziehen. In einer Studie des VdK aus dem Jahr 2023 gab die Mehrheit der Pflegenden (59 %) an, die eigene Gesundheit zu vernachlässigen. 80 % von ihnen sorgten sich um ihren eigenen gesundheitlichen Zustand, nicht zuletzt aufgrund von Schlafmangel durch nächtliche Rufbereitschaft. Doch pflegende Angehörige müssen das nicht alles alleine stemmen – es gibt verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten und Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz, die Sie in Anspruch nehmen können. Pflegebedürftige Personen mit einem Pflegegrad haben zudem Anspruch auf unterstützende Pflegeleistungen durch die Pflegekassen.
Unterstützungsangebote für die Demenzbetreuung im Überblick
- Sogenannte niedrigschwellige Angebote, wie eine Demenzgruppe, die einmal wöchentlich stattfindet, oder ein Betreuungsdienst, der wöchentlich für einige Stunden vorbeikommt und beispielsweise im Haushalt hilft, könnten bereits eine große Entlastung bieten. So haben pflegende Angehörige die Möglichkeit, für ein paar Stunden die eigenen Akkus wieder aufzuladen.
- Ein ambulanter in Pflegedienst kann unter anderem regelmäßig bei körperlich herausfordernden Tätigkeiten, wie dem Duschen der pflegebedürftigen Person, unterstützen.
- Auch der Besuch der betroffenen Person in einer Tagespflegeeinrichtung an einem oder mehreren Wochentagen kann eine sehr hilfreiche Entlastung sein und Freiraum für Angehörige schaffen.
- Angehörigen- bzw. Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Personen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Pflegesituation befinden und Ängste, Sorgen aber auch Erfahrungen zu teilen.
- Spezielle Urlaubsangebote für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen.
- Wenn die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, besteht auch die Möglichkeit, dass eine Betreuungskraft im Rahmen der sog. 24-Stunden-Pflege bei der betroffenen Person einzieht und bei der häuslichen Betreuung unterstützt.
Weiterführende Informationen zu den finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten für die häusliche Pflege erhalten Angehörige in unserem Ratgeber Angehörige pflegen: Hilfe, Tipps & finanzielle Entlastung.
In unserem Ratgeber Pflegezeit für Angehörige informieren wir Sie über die Möglichkeiten der beruflichen Freistellung für die Pflege Angehöriger.
Die Betreuung und Pflege eines an Demenz erkrankten Menschen zu Hause bedeutet für pflegende Angehörige eine wachsende Herausforderung. Es ist daher wichtig, sich von Anfang an bewusst zu machen, dass Sie diese Aufgabe nur bewältigen können, wenn Sie sich auch ausreichend um sich und Ihre eigenen Bedürfnisse kümmern. Dazu gehören ausreichend Schlaf, Bewegung, soziale Kontakte und Auszeiten zur Regeneration und Erholung. Informieren Sie sich außerdem frühzeitig über Unterstützungsangebote bei der Demenzbetreuung.
Benötigen Sie Unterstützung in der Demenzbetreuung zu Hause?
Mecasa vermittelt Betreuungskräfte aus Osteuropa für die häusliche 24-Stunden Pflege. Zertifiziert nach dem DIN SPEC 33454.
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