# Welche wichtigen Aufgaben übernimmt Wasser im Körper?
Wasser ist das Lebenselixier des Körpers: Es transportiert und löst Nährstoffe und ist Bestandteil aller Zellen und Körperflüssigkeiten. Zudem ist es essenziell für die Regulierung der Körpertemperatur, da Schwitzen den Körper vor Überhitzung schützt. Darüber hinaus hilft es, den Speisebrei im Darm zum Quellen zu bringen.
# Warum trinken Senioren oft zu wenig?
Im
Alter verspüren Senioren häufig weniger Durst. Dadurch ändert sich auch
das Trinkverhalten und es kann zu schwerwiegenden Folgen für den Körper
kommen. Es gibt neben dem verminderten Durstempfinden andere Gründe,
warum alte Menschen oft zu wenig trinken. Das Trinken wird oft vergessen
durch den Eintritt von Demenz. Außerdem haben die Betroffenen Angst vor
dem Gang zur Toilette wegen Harninkontinenz und Prostatabeschwerden.
Zudem beeinflussen veraltete und falsche Merksätze aus der Kindheit das
Trinkverhalten. Ein Beispiel dafür ist : „Beim Essen wird nicht
getrunken!“ , was aus gesundheitlicher Perspektive absolut nicht stimmt.
Ein weiterer Grund für ein schlechtes Trinkverhalten sind unerkannte
Schluckstörungen, die den Trinkvorgang unangenehm oder sogar schmerzhaft
machen. Daher ist es wichtig, das Trinkverhalten des Seniors zu
beobachten und ihn zu unterstützen. Eine Betreuungskraft kann im Rahmen
der sogenannten 24-Stunden Pflege den Senior beim Trinken unterstützen
und weiteren Krankheiten vorbeugen.
# Was passiert, wenn Senioren nicht genug trinken?
Die Folgen eines Flüssigkeitsverlustes sind erheblich. Zu den Anzeichen zählen:
- Trockene Schleimhäute, Mundtrockenheit, verminderte Speichelproduktion
- Leistungsminderung, Schwäche, Schwindel, Apathie und Lethargie
- Erhöhte Infektanfälligkeit und Entzündungsgefahr
- Eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit und Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnis bis zu Verwirrtheitszuständen
- Blutdruckabfälle, Herzrasen, Krampfanfälle und Thrombosen
Wenn Sie diese Anzeichen bemerken, ist es dringend nötig, nachhaltig auf das Trinkverhalten
zu achten. Sonst kann es sein, dass Medikamente für andere Krankheiten
unwirksam werden oder Ihre Niere die Fähigkeit verliert, den Harn zu
konzentrieren und daher mehr Wasser ausscheidet. Im schlimmsten Fall
drohen Kreislauf- und Nierenversagen!
# Empfohlene Trinkmenge für Senioren
Unter Normalbedingungen beträgt die tägliche Wasserbilanz bei älteren Menschen durchschnittlich 2,3 Liter.
Je nach individuellem Gesundheitszustand gelten andere Empfehlungen.
Dafür ist es sinnvoll, Rücksprache mit dem Hausarzt zu halten.
# Wie berechnet sich die tägliche Trinkmenge?
Bei
der Aufnahme von Wasser kann zwischen verschiedenen Arten von Wasser
unterschieden werden. Als generelle Faustregel gilt: Zirka 30 ml Wasser
pro Kilogramm an Körpergewicht. Die normale Wasserzufuhr macht dabei den
größten Teil aus. Eine Person über 65 Jahre sollte ca. 1,3 Liter
täglich nur durch Getränke zu sich nehmen. Ein weitaus kleinerer Teil
wird durch feste Nahrung aufgenommen. Gemüse wie z.B. Tomaten oder
Gurken enthalten ca. 100 Gramm Wasser. So wird durch die feste Nahrung
täglich etwa 700 Milliliter Wasser aufgenommen. Die letzte Kategorie ist
Oxidationswasser. Oxidationswasser entsteht bei der Verbrennung von
Nährstoffen im Körper. Es macht mit ca. 250 Millilitern jedoch den
kleinsten Teil aus. Also bleibt wichtig: motivieren Sie den Betroffenen ausreichend zu trinken!
# Richtwerte für die Zufuhr von Wasser pro Tag für alte Menschen
Wasseraufnahme aus Getränken |
1.310 ml |
Wasseraufnahme aus fester Nahrung |
680 ml |
Oxidationswasser |
260 ml |
Gesamt Wasseraufnahme |
2.250 ml |
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische
Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für
Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.):
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 1. Auflage, 4. vollständig
durchgesehener und korrigierter Nachdruck, Umschau Braus GmbH, Frankfurt
am Main 2012, S. 148
Ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf besteht bei
vermehrtem Schwitzen, zum Beispiel durch Parkinson oder bei hohen
Außentemperaturen. Ein weiterer Grund ist die Einnahme von
Wassertabletten. Hier kann es gegebenenfalls notwendig sein, das
Körpergewicht täglich zu messen, um die ideale Trinkmenge für den
Angehörigen zu finden. Außerdem kann bei Erkrankungen mit Fieber,
Erbrechen und Durchfall damit gerechnet werden, dass
überdurchschnittlich viel Flüssigkeit verloren geht.
# Welche Getränke sind für Senioren besonders geeignet?
Es
ist wichtig, die Vorlieben und Gewohnheiten der Senioren zu
berücksichtigen. Wer ein positives Geschmackserlebnis hat, trinkt
freiwillig mehr.
In Frage kommende Getränke:
- Leitungswasser
- Mineralwasser mit oder ohne Kohlensäure (je nach Verträglichkeit)
- Fruchtsaftschorlen
- Kräuter- und Früchtetees
- Kaffee und Schwarztee (tragen entgegen der Aussagen im Volksmund durchaus zur Flüssigkeitsversorgung bei)
Softdrinks
wie Limonaden oder Cola sind wegen ihres hohen Zuckergehalts nicht zum
Durstlöschen geeignet. Wer gerne ab und zu ein Glas Wein oder Bier
trinkt, darf dies tun - falls nicht medizinische Gründe
dagegen sprechen.
Lebensmittel mit hohem Wassergehalt:
- Obst und Gemüse z.B. Melonen, Obstkompott, Tomaten, Gurken etc.
- Nahrungsmittel und Milchprodukte, z.B. Brühen, Suppen, Joghurt, Buttermilch, Kefir usw.
- Im Sommer: Wassereis
# Praktische Tipps zur Erhöhung der Trinkmenge bei Senioren
Viele
kleine Helferlein animieren Senioren zum Trinken und sorgen für eine
ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz. Dabei ist es hilfreich, nach Absprache
mit dem Hausarzt einen individuellen Trinkplan zu erstellen:
Das Dokument legt fest, wann welche Getränke angeboten werden. Es
erzeugt darüber hinaus Routine und Sicherheit. Dadurch können
Trinkrituale eingeführt werden, z.B. ein Glas Wasser nach dem Aufwachen,
ein Glas Wasser vor jedem Essen, Nachmittagskaffee oder “Fünf-Uhr-Tee”
oder ein Glas Wasser ans Bett stellen. Außerdem ist es ideal, wenn die
Betreuungskraft gemeinsam mit dem Senior Trinkrituale entwickelt und
durch Trinksprüche mehr Spaß am Trinken schafft. Zusätzlich ist ein
Trinkprotokoll sinnvoll, in dem notiert wird, wie viel pro Tag getrunken
wird.
Zudem sollten Sie oder die Betreuungskraft die Trinkration
für den Tag schon am Morgen bereitstellen. Das gilt vor allem für
Getränke, die unabhängig von den Mahlzeiten konsumiert werden sollen.
Dabei ist es wichtig, die vorbereiteten Getränke in Sicht- und Reichweite zu deponieren.
Um mehr Abwechslung zu schaffen, kann zwischen verschiedenen Getränken
variiert werden. Immer wieder unterschiedliche Säfte oder Heißgetränke
anbieten kann den Trinkspaß der alten Menschen steigern. Es fällt ihnen
leichter zu trinken, wenn Trinkhalme oder Trinkgläser benutzt werden
(siehe Hilfsmittel). Auch die psychologischen Faktoren spielen eine
Rolle, wodurch von zu großen Gefäßen abgeraten wird und leere Becher und
Gläser oft neu aufgefüllt werden müssen. Am Besten benutzen Sie die
Lieblingstasse oder das Lieblingsglas des Seniors. Bei Menschen mit
Demenz klappt das Trinken oft besser, wenn farbige Getränke angeboten
werden. Sie erkennen dadurch die Gläser besser und können eigenständiger
trinken.Die Kommunikation mit dem Senior ist das Wichtigste. Sie müssen
über die Relevanz von Trinken aufklären und ihm oder ihr die Angst vor
Inkontinenz nehmen.
# Beispiel eines Tages-Trinkplans für Senioren
Frühstück |
2 Tassen Kaffee oder Tee |
250 ml |
Vormittag |
2 Glas Fruchtsaftschorle oder Buttermilch |
400 ml |
Mittagessen |
1 Glas Mineralwasser |
200 ml |
|
1 Teller Suppe |
150 ml |
Nachmittag |
1 große Tasse Tee oder Kaffee |
200 ml |
Abendessen |
1 Tasse Kräutertee |
200 ml |
Zur Nacht |
1 Saft- oder Weinschorle, Mineralwasser |
150 ml |
|
Gesamtmenge |
1.550 ml |
Die
Verteilung der Trinkmenge über den Tag hinweg ist ein individuelles
Thema und sollte mit den Vorlieben des Seniores in Einklang gebracht
werden. Um häufige Toilettengänge in der Nacht zu vermeiden, gilt
folgende Faustregel: Zwei Drittel der geplanten Tagesmenge bis 16 Uhr konsumieren!
# Geeignete Hilfsmittel für das Trinken
Die
Erfahrung zeigt, dass das Trinken aus einem kleinen durchsichtigen Glas
am Besten funktioniert. Bei manchen Krankheitsbildern sind spezielle
Trinkgefäße zu empfehlen, z.B.:
- Becher oder Tassen mit Nasenaussparung
- Ergonomische Trinkbecher aus Rillen mit integriertem Trinkhalm, aus dem das Getränk angesaugt werden muss
- Trinken mit Strohhalm
- Becher mit zwei Griffen
# Keine Schnabeltassen bei Demenz und Schluckstörungen
Das Trinken aus Schnabelbechern oder Schnabeltassen ist für Menschen mit Demenz oder mit Schluckstörungen ungeeignet und gefährlich! Die Menge kann schlecht dosiert werden und es ist nicht direkt zu erkennen, wieviel Flüssigkeit vom Behältnis in den Mund fließt. Schnabelgefäße sollten daher nur in individuellen Einzelfällen zum Einsatz kommen.
# Trinkverhalten und Demenz
Da
ein Flüssigkeitsmangel bei Demenz zu zusätzlicher Verwirrung führen
kann, ist eine ausreichende Trinkmenge besonders wichtig. Manchmal ist
der Bedarf an Wasser durch den erhöhten Bewegungsdrang zusätzlich
erhöht.
# Konkrete Tipps bei Demenz
Da das
Trinken bei Demenz essentiell ist, am Besten auf Lieblingsgetränke
zurückgreifen. Häufig werden gesüßte Getränke eher akzeptiert. Zudem
sollten vorhandene Schluckstörungen abgeklärt werden. Sie treten häufig
im fortgeschrittenen Stadium einer Demenzerkrankung auf. Diese sollte
durch einen Arzt so früh wie möglich diagnostiziert werden.
Warnzeichen sind:
- Der Trinkvorgang dauert lange oder wird häufig unterbrochen
- Häufiges Husten nach dem Trinken
- Gurgelnde Geräusche beim Schlucken
Trotzdem sollte die Selbstständigkeit weiterhin gefördert werden.
Dafür kann das Glas gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen zum Mund
geführt werden, aber die betroffene Person trinkt im Endeffekt
selbständig. Zum Trinken ist es zu empfehlen eine aufrechte, leicht nach
vorne geneigte Sitzhaltung einzunehmen und den Kopf NICHT nach hinten
zu neigen.
# Was soll ich tun, wenn der Senior sich weigert zu trinken?
Bei
aller medizinischen Notwendigkeit immer die Selbstbestimmung des
Seniors berücksichtigen! Wenn alle Versuche scheitern und der Betreute
trotzdem Abwehr zeigt, gilt es diese zu akzeptieren. Eine enge Abstimmung mit dem Hausarzt ist dabei erforderlich.
# Weitere Möglichkeiten der Flüssigkeitsversorgung
Unter parenteraler Flüssigkeitsversorgung versteht man eine Verabreichung von Medikamenten bzw. künstlicher Ernährung unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes durch Injektion oder Infusion. Parenterale
Maßnahmen können unter Umständen und für begrenzte Zeit für den
Betroffenen sinnvoller sein als der ständige Zwang, die Trinkmenge zu
erhöhen.
- Subkutane Infusion: Bei diesem Vorgang legt ein
Arzt oder eine examinierte Pflegekraft eine Infusionsnadel unter die
Haut und bringt damit Flüssigkeit ins Unterhautfettgewebe. Die subkutane
Infusion ist keine Dauerlösung, kann bei hohem Flüssigkeitsverlust
durch Magen-Darm-Infekte oder bei hohen Außentemperaturen aber rasch für
Linderung sorgen. Krankenhausaufenthalte lassen sich dadurch vermeiden.
Subkutane Infusionen können von einem ambulanten Pflegedienst gelegt
werden.
- Magensonde (PEG): Ein Schlauch wird operativ durch die
Bauchdecke in den Magen eingeführt. Das Legen einer PEG ist in hohem
Alter und vor allem bei Demenz stark umstritten und nur in
Ausnahmefällen zu empfehlen.
# Flüssigkeitsversorgung am Lebensende
Die
Verweigerung von Nahrung und Flüssigkeit läutet bei älteren oder
schwerkranken Menschen häufig den Prozess des Sterbens ein. Hier ist es
besonders wichtig, die Selbstbestimmung der Menschen zu respektieren. In
der Sterbephase empfinden die meisten Menschen keinen Durst mehr. Aber
natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Durstgefühle kommen oft von
trockenen Mundschleimhäuten und haben nur indirekt mit zugeführter
Flüssigkeit zu tun. Deshalb kommt der Mundpflege am Lebensende eine besondere Bedeutung zu.
Hierbei können Mundpflegestäbchen in die Lieblingsgetränke des
Sterbenden getaucht werden. Alternativ kommen kleine Eiswürfel aus
Lieblingsgetränken zum Einsatz. Die künstliche Zufuhr von Flüssigkeit
ist meist nicht empfehlenswert und schadet mehr, als das sie nutzt.
# Vorteile einer verminderten Flüssigkeitszufuhr am Lebensende
Durch
eine verminderte Flüssigkeitszufuhr kann am Lebensende weniger
Erbrechen, eine Verringerung von Husten, Verschleimungen und
Wasseransammlungen im Gewebe, Lunge, Bauch führen. Dadurch erleiden die
Betroffenen weniger Schmerzen und leiden nicht so schnell an Atemnot.
Außerdem werden dadurch erhöhte Endorphine ausgeschüttet, die
schmerzlindernd und stimmungsaufhellend wirken. Insgesamt scheint das
Sterben in einem Zustand des “leichten Wassermangels” die für den Körper physiologisch am wenigsten belastende Form des Sterbeprozesses zu sein.