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Sept. 21, 2022

Kommunikation mit Demenzerkrankten: Tipps und Verhaltensregeln für pflegende Angehörige

Wird durch eine Demenzerkrankung die Kommunikation erschwert, rücken nonverbale Kommunikation und Empathie in den Vordergrund. Wir zeigen typische Konfliktsituationen mit Demenzkranken auf, wie Sie diese umgehen und mit welchen Tricks eine gute Kommunikation gelingt.

Warum ist Kommunikation bei Demenz so wichtig?

Im Laufe der Erkrankung wird die Kommunikation mit Demenzkranken immer schwieriger. Das liegt daran, dass sich das Gehirn verändert, abbaut und demenzkranke Personen ihre Umgebung und sich selbst verzerrt wahrnehmen. Ohne eine einfühlsame Kommunikation kann sich die Beziehung verschlechtern und dem Betroffenen fehlt der zwischenmenschliche Halt. In Gesprächen müssen Angehörige den Betroffenen mit viel Geduld, Empathie und auf Augenhöhe begegnen. Welche weiteren nützlichen Tipps es für die Kommunikation für Angehörige oder für Betreuungskräfte im Rahmen der sogenannten 24-Stunden Pflege gibt und wie Konfliktsituationen umgangen werden können, lesen Sie im Folgenden.

Die passende Einstellung für gute Kommunikation mit demenzkranken Menschen

Demenz ist eine Erkrankung, die das Verhalten und die Persönlichkeit verändern kann. Als Angehöriger sollte man daher in die neue Welt des Betroffenen eintauchen und versuchen, dessen Gedankengänge und Verhalten nachzuvollziehen. Trotzdem ist es wichtig, den Demenzerkrankten als eigenständigen Menschen mit Wünschen und Bedürfnissen wahrzunehmen.

Kommunikationsregeln und Verhaltensregeln

Bei der Kommunikation mit Demenzerkrankten gilt:

Vom Mensch mit DEMENZ zum MENSCH mit Demenz

Es ist wichtig, die Person als eigenständigen Menschen anzusehen und die Demenzerkrankung nicht zu stark in den Vordergrund rücken zu lassen. Der Angehörige oder Freund ist weitaus mehr als ein Patient mit einer Erkrankung und dieses Gefühl muss vermittelt werden. Der Sozialpsychologen Tom Kitwood verdeutlicht das Konzept mit der Bedürfnisblume :

Für Kitewood steht der Mensch im Mittelpunkt, der ein Bedürfnis nach Liebe hat. Die Krankheit ist Teil des Menschen, aber sie definiert ihn nicht. Um sich geliebt zu fühlen, bedarf es Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität. Die Identität soll durch Erinnerungen weiterhin aufrechterhalten werden. Damit dieses Ziel erreicht wird bedarf es guter Kommunikation.

Ermuntern Sie den Demenzkranken, an den Gesprächen in der Familie teilzuhaben und vermeiden Sie unnötige Diskussionen. Im Gespräch mit Demenzerkrankten sollte Augenhöhe und Blickkontakt gewahrt werden. Dies zeigt sich sowohl in der inneren Haltung, als auch in der Körpersprache. Bei sitzenden Menschen daher ebenfalls hinsetzen oder in die Hocke gehen. Außerdem soll Wertschätzung vermittelt werden und Anerkennung gezeigt werden: Zuhören, bekräftigen, das Gesagte zusammenzufassen und nachfragen. Am besten laut und deutlich in klaren und kurzen Sätzen sprechen. Freundliche Gestik und Mimik unterstützt das eigene Anliegen. Auch wenn eine Demenzerkrankung anstrengend sein kann, muss der Umgang höflich erfolgen. Sich bedanken und auf die Fragen des Gegenübers eingehen, zeigt Interesse und Respekt. Trotz ihrer kognitiven Einschränkungen sind Menschen mit Demenz vollwertige und gleichberechtigte Individuen. Während einer Unterhaltung muss dem Gegenüber Zeit für seine Antworten gelassen werden. Das Gehirn braucht bei dementieller Erkrankung häufig länger, um sprachliche Informationen zu verarbeiten.

Authentizität und ein Bewusstsein für die Erkrankung des Gegenübers helfen, besser zu kommunizieren. Der Demenzerkrankte reagiert stark auf die Gefühle und Emotionen seines Gegenübers. Die Kommunikation findet stärker auf der Beziehungsebene, als auf der Sachebene statt. Als Kommunizierender daran denken, dass mich der Mensch mit Demenz “durchschaut”. Wenn meine Worte freundlich sind und ich ein Lächeln im Gesicht habe, im Innern aber genervt oder ungeduldig bin, wird er das sehr wahrscheinlich spüren. Menschen mit Demenz sind durch ihre Erkrankung Spezialisten für Gefühle und Intentionen und reagieren direkt auf diese.

Empathie

Empathie ist eine grundlegende Voraussetzung für die Kommunikation mit Demenzkranken. Hierbei muss auf die Stimmungslage des Gegenübers geachtet und Verständnis gezeigt werden. Weint der Senior, sollte man seine Stimmung direkt reflektieren, die Trauer ernst nehmen und ihn bestätigen: “Ich sehe du bist traurig? Kannst du mir sagen warum? Manchmal ist es gut zu weinen und den Tränen ihren Lauf zu lassen, dann kann der Schmerz vielleicht etwas leichter werden!” Eine tröstende Geste zum Beispiel über den Arm zu streicheln oder jemand in den Arm zu nehmen, kann die Kommunikation wirkungsvoll ergänzen. Nonverbale Gesten müssen natürlich zur Beziehung und zum Verhältnis passen.

Mit häufigen Klagen umzugehen ist oft schwierig. Folgende Aussage kann hilfreich sein: “Ja, Sie haben es wirklich schwer und es ist unglaublich hart, was Sie da zu tragen haben.” Bagatellisierungen wie “Aber draußen scheint doch die Sonne, seien Sie dafür dankbar” möglichst vermeiden. Manchmal hilft die einfache Frage: “Was wünschen Sie sich, was ich jetzt tue?” Die Antworten darauf erstaunen immer wieder!

Man muss sich bewusst sein: Zeigt der Senior Wut oder aggressives Verhalten, handelt es sich um eine nicht ausgelebte Emotion aus der Vergangenheit. Darüber hinaus sind Wut und Aggression sehr kraftvolle Gefühle, die leichter zu ertragen sind als Rückzug und Resignation. Sie haben in jedem Fall ihre Berechtigung und dringen bei Menschen mit Demenz eher an die Oberfläche, weil die Vernunft nachlässt.

Hinter Unruhe und Weglaufen stecken oft Gefühle von Unsicherheit und mangelnder Zugehörigkeit. Darunter wiederum verbirgt sich ein riesiges Bedürfnis nach Geborgenheit, Vertrautheit und Sicherheit. Gibt es lieb gewordene Gegenstände (Geldbeutel, Schlüssel, Fotoalben), welche diese Sicherheit vermitteln können? Die Pflegeperson sollte ebenfalls Geborgenheit und Ruhe ausstrahlen: “Ich weiß, was zu tun ist, alles hat seine Ordnung und ich bin da für dich”. Unruhe lässt sich dadurch häufig verringern. Bei Demenz sollte man den Betroffenen Entscheidungsspielraum geben. Angehörige und Betreuungskräfte bieten Unterstützung an oder formulieren vorsichtig:

  • Darf ich dich bitten … ?
  • Darf ich dir helfen … ?
  • Kannst du dir vorstellen ... ?
  • Bitte kommen doch mit, ich würde dir gerne etwas zeigen … ?
  • Welchen Pulli möchtest du heute anziehen?
    (Stellen Sie nur zwei Optionen zur Auswahl, um nicht zu überfordern)
  • Wie hast du denn früher deinen Kartoffelsalat gemacht
    Oder: Wie hast Du deinen Apfelkuchen gebacken?

Versuchen Sie, die Sichtweise Ihres Gegenübers einzunehmen! Unverständliche Aussagen erschließen sich oft über den Kontext der Biographie.

Akzeptanz

Begegnen Sie Menschen mit Demenz immer wertschätzend. Akzeptanz bedeutet, den anderen in seinem Sein vorbehaltlos anzuerkennen, ihn so anzunehmen wie er ist, mit seinen Stärken und Schwächen. Das bedeutet, sich von den eigenen Werten, Vorstellungen und Deutungen zu distanzieren, auch wenn dies einen starken inneren Widerspruch auslöst. Einen Menschen mit Demenz zu akzeptieren heißt also, ihn in erster Linie als Gegenüber und nicht als Symptomträger wahrzunehmen. Die Veränderung der eigenen Einstellung führt in den meisten Fällen zu einer Änderung seines Verhaltens.

Validation

Die Validation nach Naomi Feil und Nicole Richard vertritt die Grundannahme, dass demente Menschen sehr feinfühlig sind und ihre Gefühle ehrlich mit dem Gegenüber teilen. Anstatt eine falsche Äußerung zu korrigieren oder die geäußerten Gefühle als Lappalie abzuwerten, sollten Angehörige sich in den Betroffenen einfühlen und dessen Perspektive einnehmen. Dadurch kann Stress vermieden oder das Auslösen von Aggressionen verhindert werden. Der Demenzerkrankte wird nicht ständig mit den eigenen Schwächen konfrontiert und resigniert nicht. Das Selbstwertgefühl wird gesteigert und die gute Laune trägt zu mehr Offenheit bei. Gerade beim Einsatz polnischer Pflegekräfte im Rahmen der sogenannten 24-Stunden Pflege hilft die Methode, um die Belastung zu reduzieren.Ein Beispiel der Validation ist, wenn der Demenzkranke sich über das Essen auslässt: “Das Essen schmeckt schrecklich, das ist höchstens Fraß für den Hund.” Anstatt die Person zurechtzuweisen, kann man antworten: “Was schmeckt dir denn nicht?” oder “Was fehlt denn im Essen, sodass es dir besser schmecken würde?”. Mit Einfühlsamkeit erreicht man so ein Gespräch auf Augenhöhe, anstatt einen Streit zu provozieren. Dafür muss das eigene Empfinden zurückgestellt werden und die Äußerung nicht als Angriff verstanden werden.

Basale Stimulation

Die basale Stimulation ist eine Kommunikationsmöglichkeit, die im fortgeschrittenen Stadium der Demenz eingesetzt werden kann. Durch Gerüche, Berührungen, optische Reize, Vibration oder Musik kann die Wahrnehmung aktiviert und die Sinne stimuliert werden. Dies soll Kompetenzen erhalten und non-verbale Kommunikation fördern.

Stadiengerechte Kommunikation: leichte, mittlere, schwere Demenz

Bei einer Demenz können verschiedene Stadien unterschieden werden. Die Kommunikation mit Demenzkranken muss abhängig von der Verfassung des Betroffenen angepasst werden, um eine Verschlechterung des Zustands zu vermeiden. Dabei kann zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation unterschieden werden. Als verbale Kommunikation wird das Verständigen durch Sprache verstanden. Unter nonverbale Kommunikation fällt die Körpersprache als Kommunikationsmittel.

Kommunikation bei leichter Demenz

Eine leichte Demenz zeichnet sich durch das Vergessen von alltäglichen Kleinigkeiten ab, wie zum Beispiel dem fehlenden Einkaufszettel oder Terminen mit Freunden und Familie. Komplexere Aufgaben können nicht mehr ohne Hilfe absolviert werden. Die betroffene Person kann zerstreut und langsam wirken. In diesem Stadium ist es wichtig, geduldig und verständnisvoll für die anfänglichen Symptome zu sein und die Angst vor der Erkrankung zu nehmen. In Unterhaltungen sollte dem Gegenüber Zeit zum nachdenken und sprechen gegeben werden. Gesten können hilfreich sein, um dem Gesagten Ausdruck zu verleihen. Bei der Frage nach der Uhrzeit kann zum Beispiel auf die Uhr gedeutet werden und somit eine gedankliche Verknüpfung hergestellt werden.

Kommunikation bei mittelschwerer Demenz

Auffällige Denk- und Gedächtnislücken, Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten und in manchen Fällen eine Veränderung der Persönlichkeit - im zweiten Stadium der dementiellen Erkrankung ist der Betroffene schon weitaus mehr eingeschränkt. Daher sollte auf die Gefühlslage eingegangen werden, um zu vermitteln, dass die Gefühle und Bedürfnisse gerechtfertigt sind. Beschwert sich der Betroffene über die zu lauten Nachbarn, kann verständnisvoll geantwortet werden: “Das kann ich gut nachvollziehen. Der Lärm von Nachbarn stört mich daheim auch total. Vielleicht können wir die Nachbarn gemeinsam fragen, ob sie abends leiser sein können.” Die Reaktionen in solchen Situationen sollten auf Augenhöhe und wertschätzend sein. Der Demenzerkrankte spiegelt oft die Körpersprache des Gesprächspartners. Daher können Sie den Betroffenen mit ihrer guten Laune anstecken, aber andererseits mit Frust und Unruhe das Gegenteil bewirken. Versuchen Sie durch das Erwecken von früheren Erlebnissen die Erinnerung aufrechtzuerhalten und zeigen Sie Interesse für die Vergangenheit. Durch Kindheitsbilder oder Gegenstände aus der Jugendzeit können schöne Erinnerungen hervorgerufen werden, die positiv auf den Verlauf der Krankheit einwirken. Auch durch Gedichte, Musik oder gemeinsames Singen können positive Gefühle freigesetzt werden.

Kommunikation bei schwerer Demenz

Im letzten Stadium der Demenz ist Kommunikation kaum noch möglich. Das Äußern von logischen Sätzen oder das Erinnern an die letzte Unterhaltung ist für die Betroffenen nahezu unmöglich. Daher wird die nonverbale Kommunikation immer relevanter. Durch die Körpersprache kann der Betroffene Wünsche und Gefühle äußern und sich verständigen. Berührungen und Zuneigung vermitteln der Person Geborgenheit und Liebe.

Die basale Stimulation eignet sich hier besonders gut, da sie eine Vielfalt non-verbaler Praktiken abdeckt.

Typische Konflikte in der Kommunikation mit Demenzerkrankten

Wie reagiert man darauf, wenn die Oma zum 20 Mal innerhalb von Minuten nach der Uhrzeit fragt oder sich nicht mehr daran erinnern kann, dass ihr Mann schon vor vielen Jahren verstorben ist? Dieser Konflikt tritt bei fast allen Demenzerkrankten im Verlauf der Erkrankung auf, da sich das Gehirn zurückentwickelt. Anstatt genervt zu antworten und den Betroffenen für die Vergesslichkeit zu kritisieren, sollte verständnisvoll reagiert werden. Bei der ständigen Frage nach der Uhrzeit sollte diese geduldig wiederholt werden oder eine Armbanduhr kann helfen, die Frage eigenständig zu beantworten. Bei der Frage nach einer verstorbenen geliebten Person kann je nach Schwere der Demenz die Wahrheit nur stressfördernd wirken. Umgehen Sie die Frage und stellen eine Rückfrage: “Wo wart ihr beide denn früher spazieren?” oder “Erzähl mir doch nochmal, wie ihr euch kennengelernt habt.” Damit regen Sie die Erinnerungen des Demenzkranken an und schwächen nicht das Selbstwertgefühl. Außerdem kann durch das Zusichern von Hilfe und Unterstützung die Verzweiflung abgemildert werden: “Ich bin deine Tochter und immer für dich da, also wenn du eine Frage hast, kannst du mich jederzeit fragen.”

Eine weitere häufige Situation, in der bei Angehörigen oft Überforderung auftritt ist, wenn sich Demenzerkrankte Sachen oder Gegenstände einbilden. Auch hier sollte ernsthaft und verständnisvoll auf die Situation eingegangen werden. Fragen wie: “Was genau siehst du denn?” oder “Macht es dir Angst oder wie fühlst du dich dabei?” helfen zu dem Betroffenen durchzudringen. Als Angehöriger muss man nicht lügen, aber kann vorsichtig äußern, dass man den Gegenstand oder den Mensch gerade nicht wahrnimmt. Bei andauernden Wahnvorstellungen sollte ein Arzt eingeschaltet werden und über eine medikamentöse Behandlung nachgedacht werden.

Eine letzte Verhaltensweise, die bei Demenzkranken oft auftritt, ist zu fragen, wann sie endlich wieder heim können. Dies geschieht teilweise, obwohl sie längst zuhause sind. In diesen Situationen fehlt es den Betroffenen an Sicherheit. Daher ist es sinnvoll zu ergründen, warum sich die Person gerade unsicher fühlt: “Warum fühlst du dich hier gerade nicht so wohl?”, “Was macht dir Angst” oder “Was müssten wir ändern, damit du dich wie daheim fühlst?”.

In allen Situationen ist es wichtig einfühlsam zu bleiben, Sicherheit zu vermitteln und die Ursache des Problems herauszufinden.

Anlaufstellen für Angehörige im Umgang mit Demenz

Für Angehörige ist die Belastung bei einer eintretenden dementiellen Erkrankung enorm: Überforderung mit der Flut an Informationen im Internet und die Suche nach der geeigneten Betreuungsform. Um sich mit Personen in gleichen Situationen auszutauschen, gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige. Außerdem kann in Demenz-Beratungsstellen durch fachliche Expertise ein besserer Durchblick geschaffen werden. Auch bei Mecasa kann eine unabhängige und kostenlose Beratung durch Fachkräfte weiterhelfen, die geeignete Form der Demenzbetreuung zu finden.

Unser Tipp

Die Alzheimer Gesellschaft hat ausführliche Informationen zu allen relevanten Themen bezüglich der Demenzerkrankung zusammengefasst. Auf Spotify gibt es viele Podcasts zum Thema Demenz, wie zum Beispiel den Demenz-Podcast von Christine Schön.

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