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Apr. 15, 2023

Plötzlich Pflegefall: was muss jetzt getan werden?

Wenn der Großvater plötzlich einen Schlaganfall erleidet oder ein guter Freund langsam an Demenz erkrankt, ist der Schock groß. Wo fängt man als Angehöriger an? Wie findet man verlässlichen fachlichen Rat? In dieser Übersicht finden Sie die wichtigsten Schritte, wenn ein Pflegefall eintritt.

1. Erstmal tief durchatmen!

Auch wenn die Welt um einen herum zusammenzubrechen scheint, gibt es für jeden Fall eine individuelle Lösung. Da jeder Pflegefall anders verläuft und andere Rahmenbedingungen hat, ist eine ausführliche Beratung das A und O.

Was ist ein Pflegefall?
Unter einem Pflegefall versteht man eine pflegebedürftige Person mit einer Krankheit oder Einschränkung, die ihren Alltag dauerhaft nicht mehr selbstständig bewältigen kann.

2. Pflegegrad beantragen

Es ist sinnvoll, sich gleich zu Beginn um den Pflegegrad zu kümmern, da die zu pflegende Person dadurch bestimmte finanzielle Leistungen und Hilfen in Anspruch nehmen kann. Für die Beantragung des Pflegegrades bei der Krankenkasse ist es hilfreich, genau zu dokumentieren, in welchen Bereichen die zu pflegende Person Unterstützung benötigt. Bei den gesetzlichen Krankenkassen erfolgt dies in der Regel durch den Medizinischen Dienst (MD, früher MDK). Bei Privatversicherten wird das Gutachten oft von MEDICPROOF erstellt und über die Versicherung abgewickelt. Vor dem Gespräch sollte man sich mit Hilfe eines Pflegeberaters gut vorbereiten. Für die Beratung empfiehlt sich zum Beispiel WDS.care. Wichtig ist, dem Betroffenen klar zu machen, dass der Ernst der Lage ehrlich geschildert werden muss. Häufig unterschätzen Pflegebedürftige bei der Einstufung in eine Pflegestufe, weil sie sich die Schwere ihrer Erkrankung nicht eingestehen wollen. Dies führt zu geringeren Leistungen und erschwert die Finanzierung der Pflege. Wenn Sie mehr über die Begutachtungskriterien und den genauen Ablauf des Antragsverfahrens erfahren möchten, können Sie dies in unserem Ratgeberartikel zum Thema Pflegegrad richtig beantragen nachlesen.

3. Für eine Pflegeform entscheiden

Bevor Sie sich für eine Pflegeform entscheiden, sollten Sie sich gut informieren und mit einer unabhängigen Beratungsstelle sprechen. Dafür eignen sich die Pflegestützpunkte in Ihrer Stadt. Außerdem haben Sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine kostenlose Pflegeberatung durch Ihre Krankenkasse. Vergessen Sie nicht, mit dem Betroffenen zu sprechen, denn er ist trotz seiner Erkrankung ein selbstbestimmter und erwachsener Mensch, der mit der Entscheidung leben muss.
Grundsätzlich lassen sich drei Arten der Pflege unterscheiden. Wenn es die eigene Freizeit zulässt und die zu pflegende Person nicht auf medizinische Leistungen angewiesen ist oder ganztägig betreut werden muss, ist es sinnvoll, ein privates Pflegenetzwerk aufzubauen. Ein Pflegenetzwerk bedeutet nichts anderes, als dass ambulante Pflegedienste, Angehörige oder Nachbarn eine legale Vollzeitpflege gewährleisten. Sobald dies nicht mehr ausreicht, muss über eine Unterbringung in einem Pflegeheim oder eine häusliche Pflege nachgedacht werden. Laut einer Umfrage wollen rund 87% aller Senioren in den eigenen vier Wänden bleiben (Techniker Krankenkasse, 2021).
Wenn Sie sich für die Pflege zu Hause entscheiden, beraten wir Sie und bei Mecasa können Sie in vier einfachen Schritten die sogenannte 24-Stunden-Pflege beantragen. Zu Beginn füllen Sie unseren Fragebogen aus, damit wir Ihren Bedarf besser einschätzen und die passende Betreuungskraft finden können. In einem persönlichen Gespräch gehen unsere geschulten Pflegefachkräfte dann genauer auf Ihre individuellen Bedürfnisse ein und finden anschließend bei unseren Partneragenturen die passende Betreuungskraft. Sie entscheiden, wer am besten zu Ihnen passt und diese Person kommt zum gewünschten Zeitpunkt.

4. Das Pflegenetzwerk aufbauen

Wenn Sie sich für eine Pflegeform entschieden haben, ist es wichtig, die verschiedenen Anbieter zu vergleichen. Dabei sollte auf Transparenz, ausreichende Information, fachliche Beratung und eine angemessene Bezahlung der Pflegekräfte geachtet werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, das bereits erwähnte Pflegenetzwerk aufzubauen. Dieses dient sowohl als Unterstützung für eine Pflegeperson als auch für einen leichten Pflegefall, bei dem ambulante Dienste ausreichen. Hier ist der Pflegenavigator der AOK ein gutes Instrument, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Bei leichteren Pflegefällen reicht es oft aus, wenn sich Angehörige und Freunde zusammentun, um den Betroffenen bei alltäglichen Dingen zu unterstützen.
Hier ist zu unterscheiden zwischen Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege und der Hilfe durch Angehörige. Nur eine Kombination aller Angebote kann eine umfassende Versorgung gewährleisten. Sie ermöglicht auch Verschnaufpausen für Pflegende und Angehörige.

5. Sich rechtlich absichern

Es kann schnell passieren, dass ein Angehöriger kognitiv nicht mehr in der Lage ist, über medizinische Fragen oder den Nachlass zu entscheiden. Daher ist es ratsam, diese Dokumente bereits vor Eintritt des Pflegefalls gemeinsam auszufüllen (siehe hierzu auch unseren Artikel zu den wichtigsten Dokumenten für den Pflegefall). Spätestens aber, wenn sich der Zustand verschlechtert, sollte man sich mit Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht, Generalvollmacht und Testament auseinandersetzen. Der letzte Wille in Gesundheitsfragen ist nicht nur für den Betroffenen wichtig, sondern auch für die Angehörigen, die sonst die Last dieser schwerwiegenden Entscheidungen tragen müssen.

6. Die Finanzierung für den Pflegefall sicherstellen

Wie finanziere ich Pflege und was kostet eine 24-Stunden Pflege? Fragen, die Sie sich sicher gleich zu Beginn gestellt haben. Nur die wenigsten Pflegebedürftigen können die Kosten aus der eigenen Rente oder aus Ersparnissen aufbringen und auch Angehörige haben oft nicht genügend finanzielle Mittel, um die hohen Beträge zu bezahlen. Umso wichtiger ist es zu wissen, welche staatlichen Hilfen Ihnen zustehen und wie Sie diese beantragen können.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Pflegegeld und Pflegesachleistungen. Pflegegeld erhält ein Pflegebedürftiger, wenn er zu Hause gepflegt wird, zum Beispiel von Angehörigen, Nachbarn oder einer ausländischen Pflegekraft. Pflegesachleistungen sind finanzielle Mittel, die für die Pflege durch einen Leistungserbringer wie ambulante Pflegedienste oder Pflegeheime verwendet werden können. Weitere finanzielle Unterstützung bieten Pflegehilfsmittel, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, der Entlastungsbetrag und Zuschüsse für Umbaumaßnahmen. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie hier zum Thema alle Leistungen der Pflegekasse.