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Mai 24, 2023

Podcast: DIN-Standard für hochwertige 24 Stunden Pflege

Die Nachfrage nach häuslicher 24-Stunden-Betreuung durch ausländische Betreuungskräfte nimmt stetig zu, allerdings ist dieser Markt durch eine Vielzahl von Problemen und fehlende Regulierungen gekennzeichnet. Undurchsichtige Strukturen und erhebliche Qualitätsunterschiede sowohl bei der Vermittlung als auch bei der Betreuung sind keine Seltenheit.

Im Podcast “Pflegefaktisch” mit Francesca Warnecke sprechen Oliver Weiss und Ludwig Leopold von Mecasa über die Herausforderungen der Branche. Sie gehen darauf ein, inwiefern die DIN-SPEC 33454 diese Herausforderungen adressiert, wie die Richtlinie entstanden ist und wie sie bisher in der Branche aufgenommen wurde.

Intro

Francesca Warnecke: Der Markt der Betreuungsdienste für eine 24-Stunden-Betreuung in der Häuslichkeit mit ausländischen Kräften ist total heterogen und bisher auch kaum reguliert. Der Markt ist intransparent und es zeigen sich auch immer wieder große Unterschiede in der Qualität der Vermittlung, als auch in der Qualität der Versorgung. Mecasa ist einer dieser Betreuungsdienste. Doch bei Mecasa wird die Qualität ganz ganz groß geschrieben und deswegen haben sie sich auch auf den Weg gemacht einen Standard zu entwickeln, den DIN-SPEC 33454, der hohe Qualitätsanforderungen an Betreuungsdienste stellt. Deswegen spreche ich heute mit Oliver und Ludwig. Beide arbeiten bei Mecasa und haben den Standard mitentwickelt.

Sprecher: Einige von euch können sich vielleicht sogar noch an Oli erinnern, denn Oli ist schon ein bekannter Gast im Podcast. Ihn hatten wir nämlich schon mal in Folge 14 hier, in der uns Mecasa vorgestellt hat. Für alle, die noch nicht wissen: Mecasa ist ein junges Unternehmen, das Betreuungskräfte für Senioren und Senioren für zu Hause vermittelt. Sie haben einen Teil des Verfahrens entwickelt, das über einen Fragebogen und anschließenden Match die richtigen Personen zusammenkommen lässt. Mecasa ist auf jeden Fall ein sehr spannendes Unternehmen und wer mehr davon wissen möchte, der kann auch gerne noch mal in Folge 14 reinhören.

Francesca: Was der Standard alles beinhaltet, warum es dringend notwendig ist, dass auch Betreuungsdienste sich mit diesem Standard eben auseinandersetzen sollten, das erfahrt ihr jetzt hier in dieser Folge im Podcast. In diesem Sinne einfach dranbleiben und weiter Podcast hören, ich freue mich auf euch.

Interview

Francesca Warnecke: Hallo lieber Oli und lieber Ludwig. Euch ein herzliches Willkommen hier bei mir im Podcast bei Pflegefaktisch. Heute steht die Folge ganz im Zeichen der Qualität von Pflege, nämlich einem von euch entwickelten Qualitätsstandard bei und für die 24-Stunden Betreuungsdienste. Oli, wir kennen uns ja schon eigentlich recht lange, denn ich habe mal vor knapp zweieinhalb Jahren warst Du ja schon einmal Gast bei mir im Podcast zum Thema Mecasa. Da auch gleich der Einstieg und die Frage an dich: was ist denn seither passiert bei Mecasa?

Oliver Weiss: Zunächst mal ganz herzlichen Dank Francesca, dass ich heute wieder hier sein darf, zusammen mit meinem Kollegen Ludwig. Seit wir das letzte Mal gesprochen haben, hat sich natürlich viel getan und du hast es eben schon so ein bisschen angeteasert. Vor allem ist der DIN-Standard, auf den die Branche so lange gewartet hat, nun endlich draußen und wird angewandt. Das ist sicherlich ein ganz großer Meilenstein, sowohl für die Versorgungsbranche allgemein im Bereich der sogenannten 24-Stunden Betreuung, aber sicherlich auch für uns als Mecasa. Insofern, dass wir Vorreiter sind und diesen Standard überhaupt initiiert und durchgepeitscht haben. Zu deiner eigentlichen Frage, was ich sonst noch so bei Mecasa getan hat, also Mecasa ist natürlich stark gewachsen und floriert. Das heißt, wir sind mittlerweile doch noch eine ganze Ecke mehr an Mitarbeitenden, vor allem auch mit pflegefachlichem Hintergrund. Das ist eine Sache, die der DIN- Standard sehr stark forciert. Das heißt wirklich Menschen mit Expertise im Bereich Alten- und Krankenpflege, die dann entsprechend auch die Kundenberatung übernehmen können. Das ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Ein weiteres Thema ist die regionale Ausdehnung, das heißt mit Standorten über Deutschland verteilt, vor allem im Rheinland, im Köln- Bonner Raum aber auch in München mit einer starken Repräsentanz und mittlerweile auch im Berliner Großraum. Das ist eben auch ganz wichtig, sodass man nah bei den Kunden ist und da haben wir uns sicherlich seit unserem letzten Gespräch eine ganze Ecke weiterentwickelt.

Francesca Warnecke: Also der Bedarf an 24 Stunden Betreuung ist weiterhin da?

Oliver Weiss: Ja, der ist da und der ist da zunehmend. Ich denke, die Alterspyramide kennen wir alle. Die Babyboomer kommen so langsam und jeder möchte natürlich zu Hause sein oder zumindest viele Menschen und da muss man dann eben die richtigen Versorgungsmodelle finden.

Francesa Warnecke: Ja, das hört sich ja gut an. Jetzt einmal zu dir Ludwig. Du bist ja neu in unserer kleinen Podcast-Runde. Und jetzt kennen wir dich ja noch gar nicht so ganz gut und von daher auch einmal die Frage an dich: du hast Rechtwissenschaften studiert und arbeitest auch bei Mecasa. Kannst Du Dich einmal kurz vorstellen und wie ist so dein Arbeitsalltag und was machst du denn genau bei Mecasa?

Ludwig Leopold: Ja, sehr gerne. Vielen Dank, dass ich in der kleinen Runde dabei sein darf. Tatsächlich habe ich mal Rechtswissenschaft studiert und daher kenne ich ursprünglich auch Oli und das gesamte Gründungsteam. Wir sind uns in Tübingen über den Weg gelaufen und irgendwie haben unsere Wege sich immer wieder getroffen. Ich habe Jura studiert, aber allerdings nur bis zum ersten Staatsexamen. Für mich war Jura nicht das was ich in meiner Zukunft gerne machen wollte und bin über so ein paar Zufälle auch in kleinere Startups reingeraten. Ich war dann bei einem großen Medienhaus als Zwischenstation und habe mich dann immer wieder mit Oliver ausgetauscht und bin so bei Mecasa gelandet. Meine Großeltern waren einer der ersten Kunden von Mecasa. Ich habe das schon immer sehr aufmerksam verfolgt und fand das ganze Konzept super spannend, auch den Ansatz von Mecasa: Die Pflegefachlichkeit gepaart mit fachfremden Leuten. Das war von Anfang an ein ganz guter Schwung, den man da beobachten konnte. Ich bin jetzt knapp seit zweieinhalb Jahren bei Mecasa. Ich leite jetzt hier die Kundenbetreuung, also bin ich sehr nah an den Kunden dran, sehr nah auch nach draußen und ganz viel auch mit den Pflegefachkräften von uns unterwegs. Ich leite noch das ganze Business Development, also alles was so Prozesse angeht, auch rechtliche Themen. Das sind so meine täglichen Aufgabenfelder.

Francesca Warnecke: Danke für den kleinen Rundumblick. Du hast Prozesse erwähnt, Oli hat ja schon mal so ein bisschen anklingen lassen. Es geht um die Qualitätsstandard und es geht jetzt nicht einfach um einen Verfahrensanweisung oder einen Qualitätsstandard, den wir vielleicht so ein bisschen aus der Pflege kennen, sondern es ist ja schon was ganz Großes. Das liegt vor allem auch daran, dass ihr mit dem Deutschen Institut für Normung zusammengearbeitet habt, der DIN. Und dadurch ist es ein offizieller Standard geworden, nämlich der DIN-SPEC 33454. Was war denn der Auslöser und warum seid ihr der Meinung, dass es eben auch für Betreuungsdienste einen Qualitätsstandard benötigt? Vielleicht könnt ihr uns von den Anfängen erzählen?

Oliver Weiss: Die Hörerinnen und Hörer dieses Podcasts sind ja zu einem großen Teil in der fachlichen Pflege verankert und dem Gegenüber steht natürlich die 24-Stunden Pflege, die eher informell organisiert wird. Es kann durch Angehörige sein kann aber eben auch durch Betreuungskräfte aus dem Ausland. Also was man klassischerweise aus den osteuropäischen Mitgliedsländern kennt. Die Besonderheit ist eben, dass diese Versorgungsformen bis dato nicht reguliert waren. Das heißt da fand eben das SGB keine Anwendung und damit auch keine Qualitätsvorgaben. Es gab keinen MDK, es gab keine anderen Richtlinien von Kranken- oder Pflegekassen und das hat im Grunde dazu geführt, dass in dieser Branche viel passiert ist und zwar im Guten wie im Schlechten. Es gab Zeiten, da hat da wirklich der Wilde Westen geherrscht. Da wurde Personal vermittelt bei dem keiner auch nur das Wort Pflege in den Mund genommen hat bzw er hat es in den Mund genommen, aber nicht verstanden, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Es kam immer wieder zu ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen, es kam aber auch zu Misshandlungen oder Falschversorgung durch Betreuungskräfte. Es gab Sozialversicherungsbetrug, es gab einfach keine standardisierten Abläufe was Informationspflichten angeht und so weiter. Das hat sich dann irgendwann auch gezeigt. Die Menschen haben gemerkt, dass die Qualität nicht stimmt und vor allem sind auch immer wieder Anbieter, die eben unseriös waren auf die Nase gefallen bzw wurden einfach hochgenommen, weil sie illegale Praktiken gelebt haben. Das hat eigentlich dazu geführt, dass man gesagt hat, okay da muss was passieren und wenn der Gesetzgeber das nicht in die Hand nimmt, dann muss ich die Branche eben selbst regulieren. Das war für uns sozusagen der Anlass. Wir haben gesagt: hey wir sind junge Leute, wir sind motiviert, wir wollen was verändern im Pflegebereich und dann gibt es da dieses spannende Konzept mit den DIN-Standards, wo quasi aus einer Branche heraus eigene Regeln aufgestellt werden können und so haben wir quasi losgelegt mit dem Standard.

Francesca Warnecke: Ludwig, du warst auch von Anfang an mit dabei bei der Entwicklung der ganzen QM-Standards (QM=Qualitätsmanagemnt) und ich komme auch aus der QM-Welt. Aber ich selbst war tatsächlich auch noch nie bei der Entwicklung eines Standards dabei. Also, wie funktioniert das denn eigentlich und wer muss beteiligt sein? Und wie lange dauert so ein Verfahren?

Ludwig Leopold: Ja, also ich war nicht ganz von Anfang an dabei, sondern als ich gerade dazu kam, waren wir mittendrin. Also deswegen kann Oliver da noch mal ein bisschen mehr sagen. Ich kann aber aus meiner Perspektive berichten. Also ich hatte gar nichts mit der Pflege zu tun und kam aus einem ganz anderen Bereich und bin dann plötzlich in den Pflege-Markt quasi reingefallen. Ich musste dann erstmal den Markt verstehen, also ich glaube mir geht's da so wie jedem anderen, der bei uns letztendlich Kunde wird. Der sieht nur, es gibt ein Angebot und ich brauche irgendwie Unterstützung. Das einzige was ich machen kann ist irgendwo zu schauen, ob es irgendwas gibt aber dazu unterscheiden wie das tatsächlich funktioniert und wie tatsächlich die Abläufe sind, ist super schwierig. Genauso habe ich mich ehrlich gesagt auch gefühlt und deswegen fand ich das spannend von Anfang an bei dem DIN-Standard mitzumachen. Es wurden im Endeffekt Maßnahmen Kataloge erstellt die Vermittlungsagenturen, wie wir es tatsächlich sind, erfüllen müssen, um dann die DIN-Zertifizierung zu bekommen. Ich dachte vor Mecasa, das ist der Normalfall der Branche, also dass die Mindestmaße von Pflege eigentlich eingehalten werden müssen. Da wurde ich während der Erstellung des DIN-Standards von was ganz anderem belehrt. Also ich glaube für die Branche war das was ganz Neues und auch Herausforderndes. Aber einfach so wirklich banale Dinge wie die Arbeitszeiten der Betreuungskräfte oder dass wenigstens eine Person, die sich mit Pflege ansatzweise auskennt, den Fall anschaut. Also wirklich Basics in meinen Augen, wo ich auch dachte es sei selbstverständlich ist leider nicht wahr zu dem Zeitpunkt.

Francesca Warnecke: Seid ihr einfach auf das Deutsche Institut für Normung zugegangen oder wie fängt man sowas an?

Oliver Weiss: Ja, berechtigte Frage. Also das Deutsche Institut für Normung hat ein Innovatorenprogramm, DIN Connect heißt die Sache. Und von DIN- Connect haben wir Mitarbeitende auf einer Messe in Berlin kennengelernt und die haben uns quasi davon erzählt dass sie eben auch junge Unternehmen dabei unterstützen einen DIN-Standard ins Leben zu rufen und genau darauf haben wir uns dann berufen, sind dann auf die zugekommen und haben gesagt: “Hey wir haben da ein Thema, können wir uns nicht mal zusammensetzen?”. Gemeinsam mit denen haben wir dann skizziert, wie das denn aussehen soll, über welchen Zeitraum welches Thema und wer eingeladen werden sollte. Im Grunde ist es dann so, man reicht da einen Antrag beim Deutschen Institut für Normung ein, die prüfen das, es geht durch verschiedene Gremien und dann wird der Sache im Idealfall stattgegeben. Dann gibt es eine Auftaktveranstaltung, eine erste Sitzung, in der Regel auch persönlich in Berlin, zu der alle interessierten Kreise eingeladen werden. Das heißt es wird veröffentlicht auf der Website und den entsprechenden Journalien und dann kann jeder der Interesse hat, der meint etwas zu dem Thema beitragen zu können, seine Hand heben und sich melden und auch an den Sitzungen teilnehmen. Im Anschluss an die erste Sitzung konstituiert sich dann im Grunde ein festes Gremium, was dann über den Entwicklungszeitraum die Inhalte des Standards definiert. Das war eben in unserem Fall ein relativ bunt gemischtes Gremium. Typischerweise ist es bei DIN SPECs so, dass sie sehr stark von der Anbieterseite geprägt sind, das heißt, dass viele Unternehmen drin sitzen. Man kennt das so von den Industrienormen, beispielsweise wie Fenster normiert sind und das wird dann gemeinsam entwickelt. Das war bei uns aber nicht so. Es waren zwar auch Anbieter vertreten aber eben auch ganz viele Patienten, Vertreter, die Juristerei mit dem entsprechenden Fachwissen, aber eben auch Stiftung Warentest, Verbraucherschützer, die mitgewirkt haben und Pflegewissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dadurch ist das im Endeffekt auch ein Dokument geworden, das sehr ausgewogen und sehr umfangreich ist und wirklich viele verschiedene Aspekte berücksichtigt.

Francesca Warnecke: Und wenn wir noch mal so an die Dauer denken: also wie lange dauert so ein Verfahren bis es auf der Straße ist?

Oliver Weiss: Ja, also es unterscheidet sich. In unserem Fall waren es fast zweieinhalb Jahre. Das war richtig lang. Das hing auch damit zusammen, dass eben vorneweg der Antragsprozess stand. Die eigentliche Ausarbeitung waren dann etwa eineinhalb Jahre, aber es ist natürlich ein sehr administrativer Prozess und dadurch, dass der Standard so lang ist, hat es auch so lange gedauert. Man muss sagen, es kam dann auch noch Covid dazwischen. Das heißt dann waren irgendwann die persönlichen Sitzungen in Berlin vorbei und hat sich alles auf online verlagert und das frisst natürlich Zeit. Also das ist wirklich intensive Gremienarbeit, auch immer wieder Konsens organisieren, Inhalte recherchieren, präsentieren, die eine Seite, die andere Seite überzeugen, sich einigen. Das ist schon aufwändig.

Francesca Warnecke: Okay also das heißt ihr habt zwei Jahre oder zweieinhalb Jahre mit unterschiedlichen Menschen daran gearbeitet, habt den Standard entwickelt, jetzt ist er da und ist veröffentlicht. Seit letztem Jahr im Herbst ungefähr ist er ja gekommen wenn ich mich recht erinnere und wenn wir jetzt mal von von der Entwicklung von dem Standard sprechen: an wen richtet sich denn jetzt genau der Standard? Also, was ist genau die Zielgruppe?

Oliver Weiss: Also veröffentlicht wurde er im Februar 2021. Der Standard richtet sich im Grunde gleich an drei oder vier verschiedenen Menschen bzw. Arten von Einrichtungen. Der Großteil des Standards, also das sind wirklich etwa 70% der Inhalte, richten sich an Vermittlungsunternehmen in Deutschland. Das heißt diejenigen die die Betreuung anbieten, vermitteln, organisieren und mitbegleiten. Denn das sind im Grunde diejenigen, die wirklich auch Kontrolle ausüben können, die Einfluss haben auf Qualität, auf die Abläufe und auf die Versorgung. Dann gibt es kleinere Abschnitte im Standard, die definieren Anforderungen an den Einsatzort. Das heißt, es gibt durchaus auch Anhaltspunkte für Angehörige und für Pflegebedürftige selbst, wo beispielsweise definiert ist, wie ein Zimmer für eine Betreuungskraft auszusehen hat, wie die örtlichen Gegebenheiten sein sollten. Und dann gibt es eben noch zwei weitere Abschnitte, auch einen eher etwas kürzeren, der Anforderungen an Betreuungskräfte selbst definiert. Das heißt, was Sprachkenntnisse angeht, was Vorerfahrung angeht, was Ort und Weiterbildungen angeht, solche Dinge. Ein letzter Abschnitt bezieht sich auf die ausländischen Unternehmen, die ja oft in diese Versorgungsform involviert sind. Denn in der Regel sind die Betreuungskräfte im Ausland bei einem Personaldienstleister beschäftigt, der sich quasi um die Lohnbuchhaltung und die formale Entsendung nach Deutschland kümmert. Also wirklich vier verschiedene Gruppen,die durch den Standard angesprochen werden.

Francesca Warnecke: Also da merkt man das tatsächlich auch wieder den Umfang, dass ihr ja wirklich auch rundum gedacht habt. Ludwig, du bist derjenige, der draußen ist und der auch mit den Kunden zu tun hat. Wenn ich jetzt eine Vermittlungsagentur gründen würde und ein Betreuungsdienst hätte oder betreibe und ich interessiere mich für diesen Standard: welche Voraussetzung benötige ich denn jetzt erstmal, wenn wir die große Zielgruppe der Vermittlung der Betreuungsdienste ansprechen, um diesen Standard einfach umzusetzen? Also was brauche ich dafür?

Ludwig Leopold: Also zum einen haben wir eine gewisse Fachkraftquote, die ich liefern muss. Einerseits für die Betreuung und aber auch für die Einschätzung der Fälle. Also zum Beispiel unsere Vorortberatungen machen in der Regel Fachkräfte. Jeder Fall wird, bevor er von uns überhaupt angenommen wird, von Fachkräften eingeschätzt. Also da haben wir eine relativ ausführliche Bedarfsanalyse, die erstmal mit dem Kunden gemeinsam ermittelt wird und danach gehen die Bedarfsanalysen auch immer noch mal gesondert über den Tisch von der Fachkraft, die dann sagt ob der Fall überhaupt stemmbar ist durch eine häusliche Betreuungskraft. Außerdem müssen alle Partnerunternehmen, mit dem man zusammenarbeitet, auditiert werden von den jeweiligen Vermittlungsdienstleistern. Ich habe eine gewisse Aufklärungspflicht auch hinsichtlich der Familien, also das heißt: wie sind die Arbeitszeiten ganz genau geregelt, was muss von der Familie auch hinsichtlich des Zimmers eingehalten werden oder hinsichtlich der Unterbringung der Betreuungskraft. Also das ist relativ weitreichend, was meine Aufsichtsverpflichtungen sind, von der Vermittler Richtung aus.

Francesca Warnecke: Und wie hoch schätzt ihr ungefähr den Aufwand ein, um eben einen Standard umzusetzen? Also wie gesagt, ich bin jetzt ganz neu und fange jetzt an, mich damit zu beschäftigen. Ich nehme den Standard und kann im Endeffekt Häkchen dran setzen: was habe ich und wie hoch ist der Aufwand?

Oliver Weiss: Also wenn du es neu aufsetzt dann ist es gut, weil dann kannst du im Grunde den Standard zur Hand nehmen und er sagt dir genau was du zu tun hast und ich denke dann dann ist es auch in der Umsetzung nicht besonders schwer. Wenn du schon etablierte Strukturen hast, die ich da von dem Standard abweichen, was eben für einige in der Branche der Fall war oder auch noch der Fall ist, dann ist es schon ein Stück Arbeit, weil es wirklich bedeutet, Prozesse intern im Unternehmen umzustellen, viele neue Dokumente zu erstellen, neues Personal zu beschäftigen, die Abläufe mit den Partnern in Osteuropa zu verändern. Das ist dann schon eine Ecke mehr, also da sollte man so mit ca. drei bis vier Monaten planen und auch mit einem entsprechenden Budget das dafür notwendig ist.

Francesca Warnecke: Genau wäre dann die nächste Frage gewesen. Also ist ja auch immer eine Frage der Kosten Sache: habt ihr ein Gefühl dafür oder was kann man für Kosten veranschlagen?

Oliver Weiss: Also ein Großteil bezieht sich natürlich auf die zu erstellenden Dokumente, also es gibt eben sehr viele Vorschriften in Bezug auf die Verträge, wie die verbraucherfreundlich formuliert sein müssen aber auch in Bezug auf Kundenbroschüren, was da alles an Inhalten enthalten sein muss. Das heißt, das ist sehr viel Geld, was in juristische Aspekte fließt und sehr viel Geld, was in Marketing Unterlagen fließt, die einem bestimmten Standard genügen müssen. In der Summe denke ich, wenn man das komplett neu von Anfang an macht, muss man da sicherlich so Mitte 20- bis 30.000 € kalkulieren.

Francesca Warnecke: Ja ich denke das ist erstmal eine Hausnummer an Geld aber um die Qualität in der Betreuung zu sichern, vor allem auch dann gut dazustehen glaube ich, lohnt es sich und das amortisiert sich dann nach hinten raus. Ludwig einmal noch mal eine Frage zur Fachkraftquote. Das ist ja so ein bisschen sag ich mal ein ein Wort wo sich bei manchen ein bisschen den Nackenhaare stellen, weil wir auch eine große Diskussion haben über die Fachkräfte und die Fachkraftquote gerade in den stationären Einrichtungen, aber auch in dem ambulanten Bereich, jetzt auch mit der neuen Personalbemessung. Erkläre noch mal Fachkraftquote, also welche Fachkräfte brauche ich und wie verhält sich das jetzt zu den Betreuungskräften, also wie muss ich das einschätzen?

Ludwig Leopold: Ich meine, eine grundsätzliche Quote ist nicht ganz genau vorgeschrieben. Also ich muss nicht sagen: ich habe so viele Betreuungskräfte und brauche jetzt eine gewisse Quote an Fachkräften. Man braucht vor allem die Fachkräfte für die Einschätzung der Fälle und auch tatsächlich, um eine fachliche Einschätzung der Fälle abgeben zu können. Im Umkehrschluss bedeutet das eigentlich, es reicht mir eine Fachkraft, die die Fälle einschätzt. Oli, hast du noch was zu ergänzen?

Francesca Warnecke: Also ist die logische Konsequenz, ich werde umso mehr Fachkräfte brauchen, desto größer ich werde, um die Arbeit zu verteilen?

Ludwig Leopold: Richtig.

Oliver Weiss: Also ist schon so dass es eine feste definierte Quote gibt, also es muss eine examinierte Pflegefachkraft sein. Das ist die Voraussetzung mindestens eine pro Betreuungsdienst und je nachdem ist es dann eben gestaffelt, desto mehr Kunden ich habe, desto mehr Fachkräfte brauche ich auch.

Francesca Warnecke: Okay und die Fachkräfte, habt ihr auch, also die findet man auch? Ich denke das ist auch eine gute Alternative, wenn ich jetzt aus dem stationären Bereich oder aus dem ambulanten Setting rausgehe aber trotzdem der Pflege eine Stimme geben möchte oder den Bereich nicht ganz verlassen möchte.

Oliver Weiss: Das ist tatsächlich etwas, was wir relativ oft beobachten: Es gibt eben viele Menschen, die nach einigen Jahren oder sogar Jahrzehnten aus der stationären oder aus der ambulanten Pflege raus möchten und dann lieber in so eine Beratungsfunktion hineingehen. Das heißt tatsächlich für uns als Vermittlungsdienstleister ist die Rekrutierung von Fachkräften etwas einfacher, als für tatsächliche Pflegedienstleister.

Francesa Warnecke: Okay, dann haben wir das noch mit der Fachkraftquote klargestellt. Jetzt hattet ihr ja schon beide gesagt, man kann sich zertifizieren lassen. Also demnach gibt es Betreuungsdienste, die sich zertifizieren lassen. Was ist denn jetzt wiederum der Vorteil, wenn ich mich als Betreuungsdienst oder als Vermittlungsdienst zertifizieren lasse? Wir haben gehört dass man auch ein bisschen Geld das erstmal die Hand nehmen muss aber was sind die klaren Vorteile?

Ludwig Leopold: Also zum einen glaube ich, dass man es aufteilen kann. Also vor allem intern gibt's da natürlich eine große Qualitätsorientierung. Ich habe meine Prozesse, es ist alles deutlich standardisierter und was zwangsläufig zu einer höheren Kundenzufriedenheit führt, also was mir auch was bringt. Extern habe ich ein Gütesiegel, also eine höhere Reichweite, mehr Empfehlungen, auch in Gesprächen mit Kooperationspartner habe ich natürlich eine gewisse Seriosität und eine gewisse Reputation, die ich dadurch erreichen kann.

Francesca Warnecke: Und wie ist denn jetzt die Resonanz aus der Branche, also von den Betreuungsdiensten, von den Vermittlungsdiensten: habt Ihr Feedback oder wie viel gibt es denn überhaupt, die sich jetzt schon zertifiziert haben lassen?

Oliver Weiss: Das ist eine sehr berechtigte Frage, denn daran muss ich ein DIN-Standard immer messen lassen. In Deutschland sind seit der Veröffentlichung der DIN-SPEC 33454 mittlerweile etwa 10 Unternehmen nach diesem Standard auditiert und erfolgreich zertifiziert worden. Mit Blick auf die Großen ist das tatsächlich sehr ordentlich. Also es gibt in dieser Betreuungsbranche ein paar größere Unternehmen, die eben überregional deutschlandweit tätig sind. Das sind etwa 30 bis 40 Stück und davon sind eben zehn Stück tatsächlich schon zertifiziert. In Bezug auf die vielen kleinen Anbieter, die es gibt, ist es eher nicht so gut, nicht so wie es sein sollte oder wie man sich wünschen würde. Es gibt eben viele Vermittlungsunternehmen oder auch Ein Mann- oder Frau Betriebe, die solche Dienstleistungen vermitteln, die das sicherlich nicht wollen oder es nicht können, solche Qualitätsprozesse umzusetzen. Also man denke allein schon an die Fachkraftanforderung. Wenn ich die selbst nicht erfülle dann ist es für mich als einzelständige Person sicherlich schwierig das irgendwie umzusetzen. Ein weiterer Aspekt war der zweite Teil deiner Frage, wie wird das bisher angenommen? Mal abgesehen von den reinen Zahlen, es gibt zwei Strömunge. Es gibt die alt eingesessenen, die sich nicht der neuen Versorgungsstelle Realität stellen wollen und die vehement auch gegen diesen Standard wehren, weil er sie natürlich dazu verpflichtet, viel mehr in Richtung fachlicher Pflege zu gehen und entsprechende Strukturen zu etablieren. Es gibt eben Einige, die haben durchaus das Interesse, das informell zu halten. Weniger Fokus auf Qualität, lieber schnelle Vermittlung, viel Masse und gucken, dass die Zahlen am Ende stimmen. Diese Richtung gibt es schon auch und dann aber eben glücklicherweise auch sehr viele die erkannt haben wo die Zukunft liegt und die sich ganz bewusst für diesen Standard entscheiden, auch wenn es am Anfang etwas Aufwand und etwas Geld kostet aber die eben verstehen, dass das auch als Unternehmerin oder Unternehmer einen positiven Effekt hat weil ich dadurch Qualität meiner Dienstleistung erhöhe. Dadurch habe ich ein ganz anderes Standing mit Kooperationspartnern, also mit ambulanten Diensten aber auch genauso bei Beratungsstellen und Stiftung Warentest wird mittlerweile aktiv für diesen Standard geworben. Sie haben die Empfehlung ausgegeben, nur noch Agenturen zu beauftragen und Unternehmen zu nutzen, die tatsächlich nach dem Standard arbeiten und zertifiziert sind. Auch der Verbraucherschutz drängt in diese Richtung, also das zeigt schon, wo die Reise hingehen dürfte und das ist ja auch das Ziel Standards: diejenigen, die sich bisher nicht daran halten, nicht daran orientieren wollen, unter Druck setzen.

Francesca Warnecke: Ja, also spannend zu beobachten, was da passiert auf dem Markt. Mich oder andere würde mal interessieren: wie ist denn die Resonanz aus dem Ausland? Also was sagen denn die Partnerfirmen oder die Kooperationspartner, die die Personalvermittlung im Ausland darstellen?

Ludwig Leopold: Ja, also am Anfang waren die Kooperationspartner auch neugierig, was es jetzt mit dem DIN-Standard zu tun hat. In Bezug auf die Betreuungskräfte und auch in Bezug aufs Recruiting gibt es eigentlich ein sehr positives Feedback. Also die Betreuungskräfte wissen es natürlich zu schätzen, dass wir uns vehement für die Arbeitszeiten einsetzen. Es wissen leider noch nicht so viele Betreuungskräfte davon, aber werden immer mehr und wir merken, dass das auch fürs Recruiting der Partner extrem viel hilft. Wenn die sagen: “Okay wir haben eine freie Stelle bei Mecasa”, dann wissen viele Betreuungskräfte, die bei uns schon gearbeitet haben, dass bei uns viel drauf geachtet was die Arbeitszeit, was die freien Tage angeht und was die Vorauswahl, aber auch die Transparenz der Stellen angeht.

Francesca Warnecke: Und was sagen die Kunden, also quasi diejenigen, die die Betreuungskräfte einstellen bzw. die ja den Bedarf haben. Also verstehen die das mit dem Standard oder wie ist da so die Resonanz?

Ludwig Leopold: Die Kunden verstehen das mit dem Standard. Ich würde sagen, wir haben natürlich auch eine gewisse Kundenstruktur, die ein Stück weit aktiv danach schaut. Also ja auch auf Grund der Qualität auf uns aufmerksam geworden ist und wie das auch ein Beratungsgespräch aus Gründen der Transparenz auch mitteilen und sagen: es ist ganz wichtig darauf zu achten. Wenn häusliche Betreuung anständig funktionieren soll, sind es die Anforderungen, die wir auch an die Familien, also an die Mitarbeit der Familien stellen. Also, dass man wirklich guckt, dass ein freier Tag abgefedert wird oder, dass die Pausenzeiten eingehalten werden. Die Kunden verstehen es. Wir haben immer noch ab und an Anfragen die dann sagen aber dafür habe ich jetzt noch nie gehört und das heißt doch 24-Stunden Pflege und denen sagen wir dann relativ klar, dass damit nichts mehr zu tun hat. Auch diese sogenannte 24-Stunden Pflege ist etwas, von dem wir wegwollen und hin wollen zu einer seriösen häuslichen Betreuung, was für alle Parteien ein sinnvolles Konzept darstellt.

Francesca Warnecke: Also obwohl der Standard da ist, obwohl jetzt wirklich ganz viel Qualität da ist, ist aber immer noch ganz viel Aufklärungsarbeit sowohl in die eine Richtung als auch in die andere Richtung zu tun, oder?

Oliver Weiss: Also durchaus, man muss natürlich allen Beteiligten klar machen, dass es den Standard jetzt gibt und hervorheben, was die Vorteile sind. Wer sich damit beschäftigt begreift dann meistens relativ schnell, dass es Sinn macht aber es geht natürlich um den Informationsfluss. Deshalb ist es natürlich auch immer fantastisch, in Gesprächen wie heute die Gelegenheit zu haben, darauf hinzuweisen und es möglichst weiter in die Welt zu tragen.

Francesca Warnecke: Ja genau deswegen gibt es ja auch das Medium Podcast und ich finde das ist immer eine super Gelegenheit, um auch wirklich noch mal andere und spannende Themen für die Pflege im weitesten Sinne mit rauszutragen. Kriegt ihr denn Anfragen also, dass ihr quasi angefragt werdet, um Betreuungsdienste, Vermittlungsdienste zu unterstützen, eben diesen Standard umzusetzen?

Oliver Weiss: Tatsächlich ja, also da haben uns schon einige Anfragen erreicht und auch wenn das in der Regel Wettbewerber sind, mit denen wir irgendwo auch in Konkurrenz stehen. Uns ist es dann doch wichtig, dass sich der Standard durchsetzt, sodass wir dann tatsächlich auch helfen und unterstützen, Tipps geben, wo sich Infos finden, auch mal Dokumente teilen, Kontakte herstellen. Es ist sicherlich letzten Endes im Interesse aller, dass sich der Standard auch wirklich durchsetzt.

Francesca Warnecke: Vielleicht noch einmal ganz kurz, wo finde ich denn den Standard? Wenn ich jetzt gezielt mich damit beschäftigen möchte und wo finde ich die eingängigen Informationen oder vielleicht auch den Standard, wo ich mal rein lesen kann?

Oliver Weiss: Es gibt im Grunde drei Quellen, die hier hilfreich sind. Die erste ist das Deutsche Institut für Normung. Dort finde ich im Downloadbereich den Standard zum Herunterladen. Ich muss mich dafür einmal mit der E-Mail-Adresse registrieren. Dann gibt es eine Website Pflege-standard.de, die eben auch sehr umfangreich und neutral zu dem Standard informiert, zu den Inhalten, auch zur Zertifizierung. Die DEKRA ist diejenige, die das anbietet. Diese Information kann ich dort alle sammeln. Dann gibt es, Disclaimer Eigenwerbung, auf der Mecasa Website sehr umfangreiche Inhalte. Wer dann wirklich tiefer ins Detail eintauchen möchte.

Francesca Warnecke: Genau oder wenn ich Fragen habe, dann kann ich mich auch an euch wenden?

Oliver Weiss: Selbstverständlich.

Ludwig Leopold: Natürlich.

Francesca Warnecke: Dann habe ich noch zwei Fragen zum Schluss mitgebracht. Weil also insgesamt finde ich das ja ein super spannendes Thema und wir sind ja auch noch Anfang Januar 2023. Wenn wir doch mal einen Blick in die Glaskugel werfen? Was hat Mecasa noch vor, was hat Mecasa 2023 noch im Plan? Dürft ihr da Teasern, also wo geht die Reise noch hin?

Ludwig Leopold: Klar, also können wir gerne Teasern. Also wir wollen unseren Standort weiter ausbauen. Wir arbeiten stetig an unseren Prozessen, ich glaube das ist auch das, was es spaßig und schön bei uns macht. Also gerade diese Gepaartheit aus Pflegefachlichkeit und doch irgendwie aus einem ganz anderen Hintergrund gibt es einen ganz guten Drive. Wir haben viele neue Ideen für das Jahr 2023. Bei vielen Ideen geht es auch darum, mit den Agenturen im Ausland ein bisschen enger zusammenzuarbeiten. Ich glaube da kommen ein paar ganz spannende Sachen auf uns. Ziel soll es sein, die häusliche Betreuung als seriöse dritte Säule in der Betreuung zu etablieren. Also, dass wir nicht nur diese stationäre und ambulante Unterstützung haben, sondern die häusliche Betreuung als dritte Säule dazugewinnen, das ist unser Ziel. Vielleicht nicht nur kommendes Jahr, sondern es wird vielleicht auch noch zwei Jahre dauern.

Francesca Warnecke: Langfristige Ziele sozusagen. Wenn wir jetzt noch mal über die Betreuungsdienste bzw. die Vermittlungsdienste sprechen und du hast eben schon gesagt die dritte Säule weil wir ja gerade in der Pflege die Umsetzung der tariftreuen Regelung haben. Sowohl im ambulanten Bereich als auch im stationären Bereich merken wir schon, dass es nicht so ganz so einfach ist. Refinanzierung ist nicht ganz gesichert und da entscheiden sich tatsächlich im Moment auch Pflegedienste eben für Geschäftsaufgabe oder verkaufen. Da würde mich eure Einschätzung wirklich interessieren: hat denn die Tariftreuegelung auch Auswirkungen auf Betreuungsdienste oder wie könnte sich dadurch die Zukunft der Betreuungsdienste verändern? Wie sieht die Zukunft der Betreuungsdienste aus?

Oliver Weiss: Erstmal ist da glaube ich eine begriffliche Abgrenzung an der Stelle notwendig. qEs gibt ja auf der einen Seite die zugelassenen Betreuungsdienste. Also ähnlich einem ambulanten Pflegedienst, von der Kasse anerkannt und auf der anderen Seite gibt es diese häusliche Betreuungsleistung, durch Personal aus dem Ausland, was aber eben in der Regel nicht im Zuge eines sogenannten Betreuungsdienstes stattfindet. Ich denke da muss man unterscheiden denn für diese Versorgungsformen mit Personal aus dem Ausland findet eben die Tariftreueregelung keine Anwendung weil es nicht diesen offiziellen Charakter, zumindest bisher, hat ob das nicht vielleicht wünschenswert wäre es ist eine andere Frage aber zumindest zunächst mal können wir das ausschließen. Für die Betreuungsdienste und die ambulanten Pflegedienste ist das sicherlich eine Herausforderung, die noch oben drauf kommt zu den ganzen Herausforderungen, vor denen sie sowieso schon stehen. Also ich denke, wo sich das in Zukunft hinentwickeln wird und sinnvollerweise sollte, ist mehr Verzahnung. Also zu sagen, wie kann ich verschiedene Versorgungsleistungen sinnvoll miteinander kombinieren, sodass es auf der einen Seite für die beteiligten Anbieter funktioniert aber so dass es vor allen Dingen auch auf der anderen Seite für die betreuungsbedürftigen Pflegebedürftigen und deren Angehörige funktioniert. Das heißt wirklich Angebote so zu kombinieren, dass eben die Versorgung über den kompletten Tag, gegebenenfalls die komplette Nacht möglich ist. Und da nicht nur punktuelle Unterstützung zu bieten oder osteuropäisches Personal, dem aber dann eben manchmal wirklich das fachliche Wissen fehlt. Sondern da zu schauen wie kann ich das sinnvoll ineinandergreifen lassen.

Francesca Warnecke: Wenn wir nochmal gucken auf die 24 Stunden Betreuungsdienste, also auch in Bezug auf den Standard. Was habt ihr dafür eine Einschätzung, also wird das nochmal so eine Verschiebung geben, dass vielleicht auch einige dann wieder zu machen oder idealerweise sich dem Standard anschließen. Also wie schätzt ihr da die Situation ein?

Oliver Weiss: Wir haben sie ja gerade im Gespräch ein bisschen raus gearbeitet.Der Standard hat natürlich hohe Anforderungen und das ist nicht einfach für jeden umzusetzen und deshalb ist es eben auch so, dass es einige noch nicht umgesetzt haben. Je bekannter der Standard wird und je mehr öffentliche Stellen auf den Standard drängen, desto mehr werden sich dem auch beugen oder beugen müssen, um im Geschäft zu bleiben. Also ja, wir dürfen sicherlich davon ausgehen, dass nach und nach immer mehr Anbieter sich an dem Standard orientieren und möglicherweise ,aber das ist jetzt sicherlich eher Spekulation, dass das ganze auch Einfluss in einem Gesetzgebungsprozess irgendwann findet. Das wäre sicherlich unser Wunsch, dass irgendwann der Punkt erreicht wird wo man sagt: okay es gibt jetzt ganz verbindliche gesetzliche Vorgaben für diese Versorgungsform, idealerweise aber eben auch kombiniert mit finanzieller Unterstützung durch die Pflegekasse, die eben diese Versorgungsform bisher nicht wirklich erkennt und anerkennt.

Francesca Warnecke: Also bleibt es nach wie vor sehr spannend in der Pflege und auch in der in der Versorgungslandschaft und wenn es dann soweit ist, dann unterhalten wir uns auf jeden Fall wieder hier im Podcast,wenn es was neues gibt. Wir haben noch viele Themen und wenn es was neues auf dem Markt gibt. Ludwig, Oli vielen lieben Dank für das wunderbare Gespräch und die Aufklärung über die DIN-SPEC 33454.

Oliver Weiss: Francesca, es hat uns auch wieder viel Spaß gemacht. Heute ja zum zweiten Mal und wer weiß wann wir uns in Zukunft wieder hören

Ludwig Leopold: Ja genau dann auch von mir vielen Dank Francesca und ich hoffe auch, dass ich nochmal ein zweites Mal kommen darf und dann sehen wir uns vielleicht sogar im Jahr 23 nochmal.

Francesca Warnecke: Auf jeden Fall oder wo kann man euch sonst antreffen?

Oliver Weiss: Wir sind natürlich jederzeit in einem unserer Büros an unseren Standorten in Stuttgart, in München, in Köln, in Berlin oder einfach sonst einfach eine kurze E-Mail schreiben und in Kontakt treten. Wir freuen uns über jedes Gespräch

Francesca Warnecke: Wunderbar und dann noch mal lieben Dank.