# Definition: Was bedeutet private 24-Stunden Pflege?
Unter privater 24-Stunden Pflege versteht man in der Regel Schwarzarbeit. Eine Pflegekraft aus Osteuropa zieht in den Haushalt hilfsbedürftiger Senioren ein. Dort erbringt sie Pflegedienstleistungen und kümmert sich um den Haushalt, ohne dass Behörden über die Anstellung informiert werden und vor allem keine Sozialversicherungsabgaben abgeführt werden. Private 24-Stunden Pflege ist auf den ersten Blick kostengünstiger für Familien und lukrativer für Pflegekräfte.
# Warum werden private 24-Stunden Pflegekräfte gesucht?
Wird ein Angehöriger betreuungs- oder pflegebedürftig, z.B. weil er an Demenz
erkrankt ist, liegt es nahe, eine Pflegekraft aus Osteuropa
anzustellen. Denn die meisten Menschen wünschen sich ihren Lebensabend
im eigenen Zuhause zu verbringen.
Nach der ersten Recherche im
Internet ist der Schreck dann oft groß: 2.500 bis 3.000 Euro
Bruttokosten für eine Pflegekraft aus Polen - wer soll das stemmen? Zwar
unterstützt die Pflegekasse hilfsbedürftige Menschen abhängig vom
Pflegegrad mit monatlich bis zu 1.111 Euro Pflegegeld und
Verhinderungspflege. Dennoch bleibt mindestens eine Summe von ungefähr
1.400 Euro übrig, die Betroffene oder Angehörige für legale 24 Stunden Pflege selbst aufbringen müssen.
So
zwingt die mangelnde staatliche Unterstützung Menschen mit niedrigem
Einkommen, sich nach Alternativen umzuschauen. Wer sich legale Angebote
nicht leisten kann oder will, stolpert schnell über die sogenannte “private 24-Stunden Pflege”: Die schwarze Anstellung einer Pflegekraft aus Polen.
Experten
schätzen, dass bis zu 90% aller osteuropäischen Pflegekräfte in
Deutschland in illegalen Beschäftigungsverhältnissen tätig sind. Und der
Staat drückt oft ein Auge zu, denn eine flächendeckende Verfolgung
würde den bestehenden Pflegenotstand in Deutschland massiv
verschlimmern. Werner Hesse, der Leiter des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes, sagt dazu in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung:
"Ich würde nicht ausschließen, dass Schwarzarbeit in der Pflege vom
Staat weniger stark verfolgt wird als in anderen Branchen", sagt er.
"Unser Gesundheitssystem profitiert davon."
# Wer bietet private 24-Stunden Pflege an?
Private 24 Stunden
Pflege wird sowohl von einzelnen Pflegekräften als auch von illegal
arbeitenden Vermittlern angeboten. Einzelne Pflegekräfte finden ihre
Arbeitgeber in der Regel über Empfehlungen und über Mundpropaganda. Sie
betreuen hilfsbedürftige Menschen ohne Pausen über den gesamten
Betreuungszeitraum. Verstirbt die hilfsbedürftige Person oder zieht sie
in ein Pflegeheim, findet sich die nächste Arbeitsstelle oftmals im
Bekannten- und Freundeskreis der Arbeitgeber-Familie. Illegal arbeitende
Vermittler sind typischerweise Personen mit guten Kontakten in die
osteuropäischen Heimatländer der Pflegekräfte. Sie vermitteln eine
größere Anzahl von Pflegekräften, die durch hohe Gehälter und geschönte
Stellenbeschreibungen angelockt werden. Ihre Angebote finden sich meist
in Online-Kleinanzeigen und Annoncen.
# Wo findet man Pflegekräfte für die private 24-Stunden Pflege?
Wer
sich für private 24 Stunden Pflege interessiert, muss nicht lange
suchen. Angebote finden sich zuhauf auf Webseiten wie den Ebay
Kleinanzeigen oder in verschiedenen Facebook-Gruppen. Anzeigen werben
mit Titeln wie
- 24/7 Stunden Pflege in Privathaushalt
- Aneschka sucht Arbeit als polnische 24 Stunden-Pflegekraft
- ❤️ Polnische Pflegekräfte für private 24 Stunden Pflege zu Hause ❤️
- Herzliche 24 Stunden Pflegekraft sucht neue Familie
# Woran erkennt man 24 Stunden Pflege privat?
Schwarzarbeit lässt sich in der Regel am niedrigen Preis
erkennen. Einzelne Pflegekräfte bieten Ihre Leistungen für ca. 1.500 bis
1.800 Euro pro Monat an. Angebote illegal arbeitender Vermittler sind
teurer - liegen aber in der Regel mindestens 200 bis 300 Euro unter den
Angeboten seriöser Agenturen. Ein Überschlagen der Kosten führt vor
Augen: Selbst wenn man unterstellt, dass die gesetzlich vorgegebene
Beschränkung der Arbeitszeit auf maximal 40 Stunden pro Woche
eingehalten wird, ergeben sich seit der Erhöhung des Mindestlohns
Personalkosten von mindestens 1.920 Euro. Weitere Merkmale sind die
fehlende pflegefachliche Beratung im Vorfeld und Begleitung während des
Einsatzes mangels fachlich geschulter Mitarbeiter. Eignung und
Deutschkenntnisse werden nicht geprüft und Referenzen kurzerhand selber
geschrieben. Treten im Laufe der Betreuung Probleme oder Konflikte auf,
sind Senioren und Familien auf sich selbst gestellt.
# Erfahrungen mit privater 24-Stunden Pflege: Wie fliegt die Schwarzarbeit auf und was sind die rechtlichen Konsequenzen?
Die Beschäftigung einer schwarz angestellten Pflegekraft fliegt in den meisten Fällen aus folgenden drei Gründen auf:
# Anzeige durch die Pflegekraft
Immer häufiger lassen Pflegekräfte die private
24 Stunden Pflege auffliegen. In Facebook-Gruppen wird empfohlen, sich
bei Verlust des Jobs als bislang illegal Beschäftigte beim Arbeitsamt zu
melden - nicht nur bei Kündigung, sondern genauso nach dem Versterben
des Seniors. So lassen sich im Nachhinein entgangenes Gehalt und
Rentenbeiträge einklagen. Eine verlockende Aussicht, schließlich
arbeiten Pflegekräfte nicht aus Nächstenliebe, sondern aus finanziellen
Gründen.
# Unfall oder Erkrankung der Pflegekraft
In Deutschland verunglücken jährlich mehr Menschen im
Haushalt als im Straßenverkehr. Muss eine Pflegekraft zum Arzt oder ins
Krankenhaus, wird dann oft eine Auslandsreisekrankenversicherung
vorgelegt. Diese Versicherungen tragen allerdings nur die
Behandlungskosten während einer Urlaubsreise - nicht aber die Kosten
während eines beruflichen Aufenthalts im Ausland. Das bedeutet, dass die
Kosten des Arztbesuchs oder Krankenhausaufenthalts von der Familie
getragen werden müssen. Ebenso trägt die Familie die Kosten für
eventuelle anschließende Reha-Maßnahmen, denn auch Abgaben an die
Berufsgenossenschaft wurden nicht abgeführt. Im schlimmsten Fall muss
der Pflegekraft bei Berufsunfähigkeit eine lebenslange Rente gezahlt
werden. Aber nicht nur die fehlende Krankenversicherung kann zum Problem
werden: Ohne Haftpflichtversicherung bleiben Familien auf den Kosten
von Personen- oder Sachschäden sitzen.
# Kontrolle durch Behörden
Kommt das Finanzamt der Unterschlagung von Steuern und
Sozialabgaben auf die Spur, droht allen Kunden eines illegalen
Vermittlers eine Vor-Ort-Kontrolle. So durchsuchten erst kürzlich 150 Einsatzkräfte des Zolls und der Landespolizei Häuser
in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Aber auch
nach einem anonymen Tipp der Nachbarn stehen Beamte schnell vor der Tür.
Sobald der Staat auf Schwarzarbeit feststellt, müssen der
Pflegebedürftige oder seine Angehörigen die nicht entrichteten
Sozialabgaben nachzahlen. So werden je nach Beschäftigungsdauer schnell
mehrere zehntausend Euro fällig. Darüber hinaus müssen Familien mit
einem Bußgeld oder einem Strafverfahren aufgrund von Steuerhinterziehung
rechnen.
# Was ist die Alternative zur Schwarzarbeit?
Stiftung Warentest rät Verbauchern zu seriösen Vermittlern, die nach DIN SPEC 33454 zertifiziert sind. Quelle:. 8/2022 Finanztest
Schwarzarbeit ist nur vermeintlich billiger und auch viele scheinbar legale Anbieter tricksen bei den Kosten. Wie können sich Familien und Senioren also vor zu gut klingenden Angeboten schützen?
Ein sicherer Hinweis auf seriöse und fachkundige Arbeit ist die Zertifizierung des Vermittlers durch die DEKRA auf Grundlage der DIN SPEC 33454. Der von Mecasa initiierte und in Zusammenarbeit mit Stiftung Warentest und Pflegewissenschaftlern entwickelte DIN-Standard definiert strenge Kriterien für verbraucherfreundliche Verträge, Auditierung der Betreuungsdienstleister, Prüfung der Betreuungskräfte, Kundenberatung durch Pflegefachkräfte und vieles mehr.