# Was ist Barrierefreiheit?
Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG) § 4 definiert Barrierefreiheit als:
„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel,
technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung,
akustische und visuelle Informationsquellen und
Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn
sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise,
ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe
auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung
behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.“
Barrierefreiheit meint also den Zugang und die uneingeschränkte Nutzungsmöglichkeit aller Lebensbereiche.
# Checkliste: Ist Ihre Wohnung seniorengerecht?
Die Wohnung
- Ist Ihre Wohnung ohne Treppen und Schwellen zu erreichen? Gibt es
gegebenenfalls einen Aufzug, eine Rampe oder einen Treppenlift?
- Ist der Flur breit genug für einen Rollator oder einen Rollstuhl (mindestens 120cm)? Sind die Türen mindestens 80-90cm breit?
- Sind alle Teppiche rutschfest?
- Verfügen die Treppen über Handläufe?
- Haben die einzelnen Möbelstücke die richtige Höhe? Mit
Möbelerhöhungen (erhältlich beim Schreiner und im Fachhandel) können
Betten, Sessel und Tische kostengünstig auf eine optimale Höhe
eingestellt werden.
- Sind Steckdosen, Lichtschalter sowie Telefone und Fernbedienungen gut erreichbar?
Senkbare Regale sind eine große Hilfe wenn der obere Bereich des Schranks schwer zu erreichen ist.
In der Küche:
- Bestehen Sitzmöglichkeiten in der Küche?
- Sind die Schränke und Küchengeräte gut erreichbar?
- Ist die Arbeitsfläche bei Bedarf höhenverstellbar?
- Befinden sich eingebaute Geräte wie Kühlschrank, Herd, Backofen und Spülmaschine in Greifhöhe?
Im Schlafzimmer:
- Hat das Bett die richtige Höhe, um leicht aufstehen zu können? Durch Möbelerhöhungen kann die Höhe individuell angepasst werden.
- Ist das Bett von mindestens drei Seiten zugänglich?
- Bieten Haltegriffe oder andere Aufstehhilfen Unterstützung beim Aufstehen?
Im Bad:
- Öffnet sich die Badezimmertür nach außen?
- Kann das Badezimmer von außen entriegelt werden?
- Ist die Dusche stufenlos begehbar?
- Verhindert eine rutschfeste Matte in der Dusche oder Badewanne die Rutschgefahr?
- Ist in der Dusche ein Hocker oder Klappsitz vorhanden?
- Können an den Wänden Haltegriffen angebracht werden?
- Hat der Toilettensitz die richtige Höhe?
- Hat das Waschbecken eine erreichbare Höhe und ist es für Rollstuhlfahrer unterfahrbar?
- Ist es möglich, vor dem Waschtisch oder Spiegel zu sitzen, um sich
zu sehen? Ist der Spiegel ggf. kippbar, um auch einem Sitzenden dienlich
zu sein?
- Ist der Bodenbelag rutschhemmend? Beispielsweise geflieste Böden stellen oftmals eine Rutschgefahr dar.
Bedenken Sie auch das Umfeld:
- Besteht eine gute Infrastruktur öffentlicher Verkehrsmittel?
- Hat die Wohnung eine steile Zufahrtswege?
- Sind Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, der Bäcker und die Apotheke gut erreichbar?
- Und wie ist es mit dem Hausarzt oder dem Frisör?
Je mehr Anlaufstellen fußläufig erreichbar sind, desto besser. Das
fußläufige Erreichen der Anlaufstellen ermöglicht eine selbstständigere
Alltagsgestaltung. Ebenfalls bedacht werden sollte, ob Angehörige,
Nachbarn oder Freunde bei Bedarf schnell vor Ort sind und aushelfen
können.
Breite Türen und niedrige Griffe erleichtern den Zugang im Rollstuhl
# So gestalten Sie Ihre Wohnung seniorengerecht
Bei
Pflegebedürftigkeit sind die Barrierefreiheit der Räume und die
Vermeidung von Stürzen und Unfällen besonders wichtig. Die
Raumgestaltung muss der körperlichen Beweglichkeit des Pflegebedürftigen
angepasst werden. Rutschige Teppiche, Kabel und eine unpraktische
Möblierung tragen zur Sturzgefahr bei.
Was Sie sofort tun können:
- Teppiche, Fußläufer und Kabel befestigen
- Wackelige Möbel durch standhafte, ausreichend hohe Möbel ersetzen (Möbelerhöhungen können eine einfache Lösung darstellen)
- Handläufer und Haltegriffe im Flur, an den Türen und im Bad montieren
- Alle Wege innerhalb und außerhalb der Wohnung gut ausleuchten (z.B. durch Bewegungsmelder, sodass das Licht automatisch angeht).
- Farbliche Markierungen und Absetzung von Räumen, Möbeln und Alltagsgegenständen erleichtern das Zurechtfinden
Was sollten Sie beachten?
- Bei Baumaßnahmen ist die Zustimmung des Vermieters notwendig.
- Bei der Rückgabe des Mietobjekts kann der Vermieter den Rückbau der Umbaumaßnahmen verlangen.
- Der Vermieter kann zusätzlich zur Mietkaution eine Sicherheitszahlung für voraussichtliche Kosten einfordern.
- Bei Eigentumswohnungen müssen ggf. Absprachen mit der
Hausgemeinschaft getroffen werden, wenn Gemeinschaftseigentum verändert
wird.
# Beratungs- und Unterstützungsangebote für eine altersgerechte Wohnung
Die
wenigsten Menschen kennen alle Möglichkeiten, Hilfsmittel sowie
Fördergelder für barrierefreies wohnen. Eine kostenlose Beratung durch
einen Experten macht also in den meisten Fällen Sinn.
Besonders bei Demenzerkrankungen sollte so früh wie möglich
fachlicher Rat eingeholt werden. Wer weiss schon, dass ein blank
geputztes Parkett von Betroffenen mit Glatteis verwechselt und
Sturz-Ängste auslösen kann? Auch knallige Farben und bunte Wände können
Demenzkranke verunsichern. Orientierung hingegen bieten Uhren und
Kalender. Auch das Anbringen von Symbolen, Beschriftungen und Pfeilen
stärkt die Orientierung und das Sicherheitsgefühl.
Beratung
zur seniorengerechten und pflegegerechten Raumgestaltung bieten
beispielsweise der Verein „Barrierefrei Leben“ sowie
Wohnberatungsstellen in Ihrer Nähe. Über Ansprechpartner und Adressen
informiert die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung.
Geschulte Wohnberater kommen zur Beratung auch zu Ihnen nach Hause.
Eine solche Erstberatung ist in der Regel kostenfrei. Die Beratung
bietet beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Ansprechpartner und
Angebote in Ihrer Region finden Sie unter:
Deutsches Rotes Kreuz
Tel.: 08000 365 000
Homepage: www.drk.de/altersgerechtes-wohnen/wohnberatung/
Altersgerechte
Musterwohnungen ermöglichen es Ihnen, modernste technische
Möglichkeiten zu besichtigen und sich mit geschulten Wohnberatern
auszutauschen. Eine Übersicht der Angebote in Ihrer Region erhalten Sie
beispielsweise auf der Homepage des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend unter https://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/wohnen/altersgerechte-musterwohnungen.html
Im Raum Stuttgart bietet das DRK in Kooperation mit dem
Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) die
„Werkstatt Wohnen“ an.
Werkstatt Wohnen
Tel.: 0711 637 50
Mail: werkstatt-wohnen@kvjs.de
Homepage: www.barrierefrei-wohnen.kvjs.de
Auch eine Betreuung durch eine Pflegekraft aus Osteuropa
erhält die Eigenständigkeit und erlaubt den Verbleib in den eigenen
vier Wänden. Die Betreuungskraft zieht bei dem Pflegebedürftigen ein und
übernimmt im Rahmen der 24 Stunden Pflege
Grundpflege und Hauswirtschaft. Sie erledigt Einkäufe, kocht, putzt und
begleitet zu Ärzten und Freunden. Ist ein älterer Mensch körperlich
oder mental nicht mehr in der Lage, alleine zu leben vermeidet eine
24-Stunden Pflege den Umzug in ein Pflegeheim. Abhängig vom Pflegegrad
finanziert Ihre Pflegekasse einen Teil der Kosten.
# Finanzielle Zuschüsse für barriefreies wohnen
- Ihre Pflegekasse gewährt je Maßnahme bis zu 4.000 € Zuschüsse zur Wohnraumanpassung .
Sollten mehrere Maßnahmen erforderlich sein, hilft ein unabhängiger
Berater die Forderungen gegenüber der Pflegekasse durchzusetzen.
- Das KfW-Programm 159 „Altersgerecht Umbauen“ stellt zinsvergünstigte
Kredite zur Verfügung. Beantragt wird der Kredit bei den meisten Banken
oder Sparkassen in Ihrer Nähe.
- Auch Bundesländer und Gemeinden leisten Unterstützung. Auskunft über Angebote erteilen Wohnungsämter und Wohnberatungsstellen.
- Einen Überblick über alle finanziellen Hilfen Ihrer Pflegekasse haben wir in unserem Artikel „Alle Leistungen der Pflegekasse“ für Sie zusammengetragen.