# An Routinen festhalten
Der Kaffeeduft kommt aus der Küche: Jeden Morgen um 7.30 Uhr weckt Maria
Opa Rudolf und hilft ihm beim Anziehen. Danach starten sie den Tag in
Ruhe beim gemeinsamen Frühstück. Maria weiß, wie wichtig geregelte
Abläufe für den Senior sind. Weicht sie davon ab, kippt seine Stimmung
schnell. Das gilt auch für den Alltag in der Corona-Krise. Zumal mancher
Senior nicht versteht, warum sich alle aufregen und Enkel nicht zu
Besuch kommen.
- Gerade in Krisenzeiten brauchen Menschen Strukturen, die ihnen Halt
geben. Ein geregelter Tagesablauf gehört dazu. Das gilt besonders für
Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Veränderungen wirken hier schnell
destabilisierend.
- Aktuelle Entwicklungen in einfacher Sprache erklären, den
Pflegebedürftigen aber nicht mit komplexen Informationen überfrachten.
Dabei nicht vergessen: Wir alle haben Schwierigkeiten, die Auswirkungen
der Corona-Krise richtig einzuschätzen. Umso schwerer fällt es den
Senioren.
- Wenn Veränderungen im Tagesablauf unvermeidlich sind, weil zum
Beispiel der Besuch im Altencafé ausfällt: Einen sinnvollen Ersatz wie
ein Telefonat mit einem anderen Besucher planen.
# Durch Hygiene das Ansteckungsrisiko senken
Gegen 9 Uhr kommt der
ambulante Pflegedienst, um Opa Rudolf seine Insulinspritze und die
Tablette gegen Bluthochdruck zu geben. Bevor die Mitarbeiter mit ihrer
Arbeit beginnen, gehen sie ins Bad und waschen gründlich ihre Hände. Auf
das Händeschütteln verzichten sie, schenken Opa Rudolf aber ein
freundliches Lächeln. Die ersten Tage fand der Senior das unhöflich,
mittlerweile lächelt er zurück. Auch Maria wäscht sich ihre Hände öfter als bisher: vor dem
Zubereiten der Mahlzeiten oder wenn sie Einkaufstüten ins Haus bringt.
Sie ermuntert Opa Rudolf, ein Taschentuch nur einmal zu benutzen, in die
Ellenbeuge zu husten und sich nach dem Naseputzen die Hände zu waschen.
- Ältere und chronisch kranke Menschen sind häufig von schweren
Verläufen mit Covid-19 betroffen. Wir wissen: Das Corona-Virus
verbreitet sich über Tröpfcheninfektion. Die Einhaltung von
Hygieneregeln ist daher essentiell.
- Seife sollte in ausreichender Menge im Haushalt vorhanden sein.
Mittel des Pflegebedarfs wie Bettschutzeinlagen, Einmalhandschuhe,
Mittel zur Flächen- und Händedesinfektion können Sie online bei www.curabox.de, www.sanubi.de oder pflegemittelbox.de bestellen. Hat Ihr Angehöriger einen Pflegegrad, gibt es einen Zuschuss von bis zu 40 Euro pro Monat von der Pflegekasse.
- Verringern Sie die Zahl der Besuche auf das Nötigste. Erinnern Sie
alle Besucher daran, vor dem Kontakt mit dem Senior die Hände zu waschen
und auf das Schütteln der Hände zu verzichten. Kinder und Jugendliche
sollten vorerst keine Besuche machen, da sie nach aktuellem
Kenntnisstand häufig Träger des Virus sind (ohne dabei zwingend selbst
zu erkranken).
- Regen Sie den Pflegebedürftigen zum regelmäßigen Händewaschen an. Der Gang zum Waschbecken ist Teil der täglichen Gymnastik.
# Infektionen vorbeugen: Die 10 wichtigsten Hygienetipps
Die Infografik „Infektionen vorbeugen: Die 10 wichtigsten Hygienetipps“
gibt einen Überblick über einfache persönliche Hygienemaßnahmen, um sich
und andere vor
# Soziale Kontakte vermeiden
Im
Laufe des Vormittags brechen Maria und Opa Rudolf zu einem kleinen
Spaziergang auf. Wenn sie Bekannten begegnen, bleiben sie für ein kurzes
Schwätzchen stehen. Maria achtet darauf, dass der Senior und sein
Gesprächspartner sich nicht zu nahe kommen oder die Hände schütteln. Das
Mittagessen in der Weinstube um die Ecke entfällt leider. Nach der
Rückkehr in die Wohnung heißt es wieder einmal und zu allererst: Hände
waschen.
- Bewegung, frische Luft und Sonnenstrahlen sind wichtig für das
körperliche und seelische Wohlbefinden. Das gilt auch für
Pflegebedürftige und ihre Betreuungskräfte. So lange es geht, sind
Spaziergänge (zu zweit!) sinnvoll. Ist der Pflegebedürftige in seiner
Mobilität eingeschränkt, hilft der Aufenthalt im Garten oder auf dem
Balkon.
- Generell gilt: So wenig Sozialkontakte wie möglich! Bei der
Begegnung mit der Familie oder Bekannten auf den Abstand von mindestens
zwei Metern achten. Ist ein Familienmitglied erkältet oder hat andere
Krankheitssymptome ist der Kontakt absolut tabu – auch an der frischen
Luft.
- Währen der Corona-Krise sollten Pflegebedürftige keine Restaurants besuchen.
- Die Betreuungskraft sollte das Haus möglichst nicht verlassen und
keine zusätzlichen sozialen Kontakte pflegen. Lässt sich das absolut
nicht vermeiden – zum Beispiel wegen eines nötigen Arztbesuchs – bitte
keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Unterstützen Sie Ihre
Betreuungskraft bei der Organisation des Transports, zum Beispiel mit
Ihrem Auto.
# Einkäufe liefern lassen
Wieder
zu Hause angekommen, klingelt es an der Türe. Der Mitarbeiter des
Lieferdienstes ist da und bringt die lang ersehnten Kartoffeln. Den
Wocheneinkauf übernimmt die Familie von Opa Rudolf und stellt die Tüten
wegen der Ansteckungsgefahr vor die Türe. Größere Mengen und
Hygieneartikel bestellen die Angehörigen online – so lange der Vorrat
reicht. Maria beginnt mit der Zubereitung des Mittagessens: Heute gibt
es Szegediner Gulasch. Opa Rudolf übernimmt das Schneiden der Paprika.
Dass er auf seine alten Tage so viel in der Küche hilft, hätte er nicht
zu träumen gewagt.
- Wegen der Ansteckungsgefahr sollte die Betreuungskraft aktuell möglichst keine Einkaufscenter besuchen.
- Der Wocheneinkauf lässt sich gut von der Familie des
Pflegebedürftigen erledigen. Einkäufe am besten vor die Türe stellen!
Wer keine Familie in der direkten Nähe hat: Nachbarn unterstützen in der
Regel gerne. Auch die Nachbarschaftshilfe ist eine sinnvolle
Alternative.
- Vorratspackungen, Hygiene- oder Drogerie-Artikel lassen sich über das Internet bestellen. Achtung: Die Lieferzeiten schwanken wegen der hohen Nachfrage in
der Krisensituation beträchtlich! Eine Recherche bei mehreren Anbietern
lohnt sich.
- Wenn es schnell gehen muss: Viele lokale Imbisse und Restaurants
haben ihr Angebot um Lieferdienste erweitert. Einen Überblick bieten: www.lieferando.de und lieferheld.de.
- Der gute Kontakt zur örtlichen Apotheke lohnt sich: Viele Fachgeschäfte bringen Medikamente nach Hause.
Supermärkte
Drogerien
Apotheken
# Betreuungskräfte motivieren – Ängste ernst nehmen
Nach
dem Essen zieht sich Opa Rudolf für seinen Mittagsschlaf zurück. Auch
Maria hat jetzt freie Zeit. Sie nutzt die Pause und tauscht sich per
WhatsApp-Videoanruf mit ihrer Tochter in der Heimat aus. Die
Betreuungskraft braucht den täglichen Kontakt mit ihrer Familie. Wie
geht es den Angehörigen? Wie ist die aktuelle Lage im Heimatland? Wie
sieht der Tagesablauf ihrer Lieben aus? Als sich die Corona-Krise verschärfte, wäre Maria am liebsten direkt
nach Hause gefahren. Opa Rudolfs Familie bestärkte sie darin, zunächst
in Deutschland zu bleiben. In einem täglichen Telefonat wird sie von
seinen Angehörigen mit Informationen zur aktuellen Situation versorgt.
Maria fühlt sich mit ihren Sorgen und Ängsten ernst genommen.
- Nehmen Sie die Befürchtungen ihrer Betreuungskraft ernst. Vermeiden
Sie Verharmlosungen, schüren Sie aber keine zusätzliche Panik.
Zahlreiche Studien haben ergeben, dass sich informierte Menschen in
Krisensituationen weniger bedroht fühlen. Halten Sie ihre
Betreuungskraft daher über die aktuelle Situation auf dem Laufenden,
gerade wenn deren Deutschkenntnisse nicht ganz so gut sind. Bedenken
Sie: Die Berichterstattung in ausländischen Medien weicht häufig von der
deutschen ab.
- Fragen Sie Ihre Betreuungskraft, ob eine Verlängerung der 24 Stunden Pflege möglich ist.
- Tun Sie etwas Gutes für Ihre Betreuungskraft. Neben einfühlsamem
Zuhören und Bestätigung durch Dank und Lob fördern kleine
Aufmerksamkeiten das Miteinander. Wie wäre es mit einem Blumenstrauß per
fleurop.de oder einem Netflix-Abo?
- Bleiben Sie telefonisch oder virtuell in Kontakt und signalisieren damit: Wir sind für Dich da.
# Körper und Geist fit halten
Noch
vor dem Kaffeetrinken am Nachmittag besteht Maria auf einer Runde
Gymnastik für Opa Rudolf. Auch wenn er dabei mürrisch ist: nach der
Bewegung fühlt er sich besser. An schönen Tagen absolvieren die beiden
das Programm auf dem Balkon. Mehr Spaß hat Opa Rudolf am täglichen
Memory-Spiel. Auch wenn er mittlerweile ahnt, dass Maria ihn dabei oft
gewinnen lässt …
- Moderater Sport beugt Depressionen und Vergesslichkeit vor. Gerade
in Krisenzeiten darf die körperliche Bewegung bei Senioren nicht zu kurz
kommen. Das gilt genauso für die Betreuungskräfte. Zur Entspannung
dienen Atemübungen aus Yoga und Meditation. Denn auch wer keinen
Sonnengruß schafft: bewusstes Ein- und Ausatmen tut allen gut!
- Brettspiele machen Spaß und lenken von Sorgen und Ängsten ab.
Besonders geeignet sind Partien, welche die Merk- und
Konzentrationsfähigkeit trainieren: zum Beispiel Memory oder Sudoku.
Auch das Auswendiglernen von kurzen Gedichten und Liedern ist eine tolle
Möglichkeit, das Gehirn fit zu halten.
- Der Besuch von kulturellen Veranstaltungen ist aktuell tabu. Wer
dennoch nicht auf Konzerte verzichten möchte, lauscht den großen
Orchestern unter:
# Sorgen Sie für gute Laune!
Opa
Rudolf und Maria machen es sich zum Nachmittagskaffee mit Käsekuchen
gemütlich. Ein Highlight des Tages steht bevor: Die beiden schauen
zusammen einen Spielfilm-Klassiker. Dabei haben sie eine Menge Spaß. Maria hat festgestellt, dass komplexe Informationen in
Nachrichtensendungen Opa Rudolf überfordern und er schnell gereizt
reagiert. Diese Formate stehen deshalb nur vereinzelt und zeitlich
begrenzt auf dem Programm.
- Ablenkung und gute Gefühle sind gerade in Krisenzeiten wichtig für
alle Beteiligten. Dazu gehört ein unterhaltsames TV-Angebot wie Komödien
oder alte Krimis.
- Video-on-demand-Angebote und Online-Streaming-Dienste (Amazon, Maxdome, Netflix)
bieten den Zuschauern ein vielfältiges Angebot an Spielfilmen sowie
Natur- und Tierdokumentationen. Ein Blick in die Mediatheken von ARD und ZDF lohnt ebenfalls.
- Vermeiden Sie eine „Dauerberieselung“ zur aktuellen Lage! Unser
Gehirn erinnert sich vor allem an negativen Botschaften und wir geraten
rasch in eine Abwärtsspirale. Informieren Sie Ihre Betreuungskraft
besser gezielt.
# Kontakt halten mit Messengern und Video-Chat
Opa
Rudolf ist traurig, weil ihn seine Kinder und Enkel im Moment nicht
besuchen. Damit er seine Lieben trotzdem sehen und mit ihnen sprechen
kann, nutzt er die Möglichkeiten der Videotelefonie. Sein Sohn hat ihm
ein Smartphone und eine PrePaid-Karte geschenkt. Maria half ihm,
Whatsapp und Skype zu installieren. Jeden Nachmittag um 17.30 Uhr
spricht er mit einem seiner Enkel – mittlerweile mit großem Vergnügen.
Seine Tochter ruft er nach wie vor auf dem Festnetz-Telefon an. Sie hat
der modernen Technik gegenüber ihre Vorbehalte …
- Etliche Messenger bieten die Möglichkeit zum Videochat (WhatsApp,
Facebook, Skype). Wer lieber schriftlich kommuniziert, nutzt die
herkömmlichen Funktionen. Fotos und Videos lassen sich trotzdem
verschicken.
- Machen Sie von den heutigen technischen Möglichkeiten Gebrauch, um
in Echtzeit mit Ihren Lieben zu kommunizieren. Nach anfänglicher Skepsis
sind auch Pflegebedürftige meist sehr begeistert – eine vertraute
Stimme und ein bekanntes Gesicht schenken Sicherheit und Vertrauen.
Verabreden Sie sich zu festen Zeiten und binden Sie die Betreuungskraft
ein.